Anna Jansen war acht Jahre alt, als der Krieg begann. Sie sagt, der Krieg war für sie der normale Alltag. Sie hatte sich dran gewöhnt, wenn es immer wieder hieß: „Los, in den Keller!“ „Alle hatten immer Freude satt, wenn wir mal wieder weniger Schule hatten,“ erinnert sie sich.
Als am 28. Februar 1945 die Meldung kommt, dass Amerika gewonnen hatte, ging alles ganz schnell. „Meine zwei Tanten und ich hatten uns in den Keller geflüchtet und hörten nur, wie oben die Haustüre aufging. Ausgerechnet die ängstlichere Tante ging hoch und stand promt einem amerikanischen Soldaten gegenüber, der sie anschrie: ‚Da, Nazi! Nazi!‘. Meine andere Tante und ich wurden mir gehobenen Waffen aus dem Keller geholt. Meine Tante versuchte, dem Soldaten beizubringen, dass wir keine Nazis waren. Als er es verstanden hatte, wurden wir mit fast dem ganzen Dorf in die Hardtterwald Klinik, die früher eine Lungenheilstätte war, gebracht“, sagt Anna Jansen.
Dort mussten sie eine Woche bleiben, ehe sie wieder nach Hause durften. „Als wir dann zu Hause waren, trauten wir unseren Augen nicht. Die amerikanischen Soldaten hatten jeden Inhalt von Kommoden bis zu den noch so kleinsten Schächtelchen achtlos in den Garten geworfen. Meine Mutter war zu dieser Zeit im Krankhaus, ich kann mich allerdings nicht mehr dran erinnern, weshalb.“ Als Anna Jansen’s Mutter wieder wohlbehalten daheim eintrifft, bekommt sie einen Schreck und leidet mehrere Wochen unter Gelbsucht.
Ihr Vater und ihr Bruder arbeiteten beide als Soldaten. Sie regelmäßig sehen? Nein.
„Zwei bis drei Mal im Jahr, sah ich die Vater und Bruder. Für meine Mutter war es immer am schlimmsten. Jeden Tag auf’s neue im Ungewissen zu sein, ob es ihnen gut geht.“
Damals wusste Niemand, was als nächstes passieren würde. Wenn irgendwer etwas falsches über Hitler gesagt hätte, konnte er damit rechnen, dass er ein paar Tage später nicht mehr am Leben war.
Heute lebt Anna Jansen zusammen mit ihrem Mann in Mönchengladbach.
Lilly Backes, Mänchengladbach, Rudolf-Steiner-Schule