Der Autor John Boyne beschreibt das Grauen des Holocaust kindgerecht.
Mit seinem Bestseller-Roman „Der Junge im gestreiften Pyjama“ wurde der britische Autor John Boyne weltbekannt. Das Buch richtet sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene. „Wenn du dieses Buch zu lesen beginnst, wirst du früher oder später an einem Zaun ankommen. Zäune wie diese existieren überall. Wir hoffen, dass du niemals einem solchen Zaun begegnest“, sagte John Boyne selbst. Diesem Zitat pflichte ich vollkommen bei, auch wenn ich dem Buch kritisch gegenüberstehe.
John Boyne erzählt darin das Schicksal des neunjährigen Bruno, der mit seiner Familie von Berlin nach „Aus-Wisch“ zieht, weil der „Furor“ seinen Vater dorthin versetzt. Leider ist es mir unverständlich, warum der Autor Auschwitz und den „Führer“ nicht einfach benennt, denn eine Satire ist bei diesem Thema eher unpassend. In „Aus-Wisch“ lernt Bruno den Juden Schmuel kennen, mit dem er sich anfreundet. Denn das Grundstück der Familie grenzt direkt an das Konzentrationslager. Hier wird klar, dass die Geschichte von der Judenverfolgung im Nationalsozialismus handelt.
Boyne verzichtet in seinem Roman bewusst auf zu brutale Schilderungen. So schüttet ein jüdischer Häftling einem Nazi-Offizier versehentlich Wein auf die Hose und wird „nur“ verprügelt. In der Realität hätte dem Häftling vielleicht auch schlimmeres passieren können. Manche Passagen sind außerdem etwas unrealistisch, zum Beispiel, dass Bruno sich mit dem Juden Schmuel am Zaun unterhält, ohne dabei von einer Wache erwischt zu werden.
Die Sprache des Buches ist sehr simpel und daher baut die Geschichte keine große Spannung auf. Aber eins ist sicher: Dieses Buch ist eine Art Fabel. Auch wenn Boyne dafür keine Tiere mit menschlichen Charakterzügen einsetzt, versucht er, die Leser über die Fehler der Vergangenheit zu belehren.
Am Ende des Buches wird Bruno in Gaskammern von Aus-Wisch getötet, weil er sich in der gestreiften Häftlingskleidung in das Lager geschlichen hat, um seinem Freund Schmuel zu helfen. Obwohl er kein Zeitzeuge ist, gelingt es John Boyne, die Unschuld Brunos durch dessen Naivität zu verdeutlichen.
Für Leser, die vom Holocaust nichts wissen, ist dieses Buch nicht empfehlenswert, denn es setzt eine gewisse Grundkenntnis voraus. Ohne diese wird die Geschichte zu einem Rätsel anstatt zu einer Fabel.
Trotz der vielen Auszeichnungen, die das Buch erhalten hat, empfehle ich es nicht unbedingt weiter. Aber um das zu beurteilen, muss sich jeder sein eigenes Bild machen.
Sebastian Ha Chong , 8a, Gymnasium An der Gartenstraße Mänchengladbach