Interview zum Tennissport – „Uns fehlen die Vorbilder“

Wie sehen Experten den Tennnissport in der Vitusstadt Mönchengladbach? Um dies herauszufinden, befragte ich den Kreis- und Tennistrainer des Jahres 2009 Dr. Axel Niemöller.

Frage: Wie sehen Sie die Entwicklung des Tennis in Mönchengladbach?

Axel Niemöller: Sehr kritisch. Die Vereine in Mönchengladbach, von denen es 22 gibt, stellen die Jugend- und Nachwuchsarbeit beinahe komplett in den Hintergrund, und das kann ich als Trainer nicht verstehen, da die Jugendlichen den Verein in ganz Deutschland repräsentieren und das Kapital eines jeden Vereins darstellen.

Frage: Haben wir hier in Mönchengladbach Talente, die zur deutschen Tennisspitze gehören?

Axel Niemöller: Ja, wir haben Talente, die man leider nur an einer Hand abzählen kann, weil Vorbilder fehlen. Bei den Jungs gibt es zwei Spieler, die nicht nur auf nationaler sondern auch auf internationaler Ebene zu den Besten gehören. Es sind einige Mädchen, die auf Bezirks- und Verbandsebene gut sind, doch wenn man sieht, dass es in Mönchengladbach 22 Tennisclubs gibt, ist das eine dürftige Anzahl an leistungsorientierten Spielern. Ebenso stehen die Schule und die Schulzeiten den Jugendlichen im Weg. Die leistungsorientierten Spieler müssen heutzutage sehr diszipliniert sein, um Schule und Sport unter einen Hut zu bekommen.

Frage: Können Sie uns beschreiben, wie Tennis vor zehn Jahren war und wie Tennis heute ist?

Axel Niemöller: Vor zehn Jahren hatten wir fast den Tiefpunkt des Tennis‘ erreicht, weil die Erwartungen an die Spieler nach der Becker-Stich-Ära sehr hoch waren. Ob wir diese Zeiten wieder erleben wie unter Becker, Stich und Graf, ist fraglich, da muss allerdings auch der deutsche Tennis-Bund wieder viel mehr Präsenz zeigen, um den Tennissport wieder mehr zu pushen und auf den richtigen Weg zu bringen. Man muss trotzdem sagen, dass die deutschen Tennisdamen mit einem erfolgreichen Jahr 2011, einen guten Grundstein dafür

gelegt haben. Mit Andrea Petkovic steht wieder eine Deutsche unter den Top-Ten der Weltrangliste, Sabine Lisicki und Angelique Kerber standen jeweils im Halbfinale eines Grand Slam Turniers, außerdem sind etliche andere Erfolge zu verzeichnen.

Frage: Was muss in Zukunft hier und in Deutschland passieren?

Axel Niemöller: Die Hoffnung besteht jetzt mit dem neuen DTB-Präsidenten Dr. Karl-Georg von Altenburg, der eine Kooperation mit Boris Becker anstrebt. Ob dies fruchten wird, wird sich erst in den nächsten Monaten und Jahren zeigen. Es ist sehr wichtig, dass nun von oben neue Akzente gesetzt werden, die dann an der Basis umgesetzt werden müssen. Wir hoffen das diese Strategie aufgeht.

Herr Niemöller, vielen Dank für Ihre Antworten!

Tim Sandkaulen, Mänchengladbach, Franz-Meyers-Gymnasium