Ein Besuch im Seniorenheim – „Einschlafen wäre schön“

Die Schüler Schalwa und Leon haben sich mit einer alten Dame über Leben und Tod unterhalten.

Wie heißen Sie?

Irmgard

Wie alt sind Sie?

Ich bin 82 Jahre alt.

Wie lange leben Sie schon im Altersheim?

Eineinhalb Jahre.

Welcher Religion gehören Sie an?

Ich bin evangelisch, also Protestantin.

Haben Sie Angst vor dem Tod?

Nein, eigentlich nicht. Natürlich, wir haben alle Wünsche, wir würden uns freuen, einfach einzuschlafen. Das wäre der schönste Tod, aber Angst habe ich nicht.

Haben Sie schon Erfahrungen mit dem Tod gemacht?

Erfahrungen? Eigentlich nicht mit dem Tod direkt, aber mit Krankheiten.

Haben Sie schon mal mitbekommen, dass im Altersheim jemand gestorben ist?

Ja, schon einige Male.

Wie haben Sie reagiert?

Ganz ruhig. Die Damen kommen ja immer ins Krankenhaus, zum Beispiel wegen eines Oberschenkelhalsbruchs, und dann kommen sie meistens nicht mehr zurück. Das war so bei den Damen und dann sterben sie, aber das ist für sie eine Erlösung in ihrem Alter.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod oder an die Wiedergeburt?

Nein.

War Ihr Leben erfüllt?

Ja, es war erfüllt mit viel Arbeit: Ich hatte zwei Kinder und ein Haus. Das haben wir selbst gebaut, mein Mann und ich – nicht mit den Händen, aber eben bauen lassen – aber wir mussten es bezahlen. Es war schwer die ersten Ehejahre, aber so war mein Leben und so ist es verlaufen. Dann habe ich das Haus meinem Sohn gegeben und bin aus dem Haus gegangen und habe mir eine andere Wohnung gesucht. In Wuppertal – dort habe ich 18 Jahre in einem Dorf gewohnt. Dann kam da noch eine Lungenentzündung dazwischen. Damit habe ich aber meine Kinder nie belästigt. Einmal kam mein Sohn, da sagte ich zu ihm: „Ich hatte eine Lungenentzündung“, und da sagte er: „Was hattest du?“ „Ja, du hast schon richtig gehört, eine Lungenentzündung.“ (…) Daran sind ja schon viele Frauen gestorben, da war ich schon weit über 70 Jahre alt. Ich hatte mir die Lungenentzündung durch einen Durchzug und eine Erkältung zugezogen – die ging mir dann auf die Lunge. Da war mein Sohn ganz enttäuscht, dass ich eine Lungenentzündung hatte und es niemandem gesagt habe. Obwohl ich immer gesund war. Aber es hätte ja auch anders ausgehen können.

Schalwa Papismedov und Leon, Mettmann, Städt. Realschule, Goethestr.