Ein Kommentar – Philo statt Reli – (K)eine Erlösung

Religionsunterricht (umgangssprachlich: Reli) ist langweilig, doof und uninteressant – finde ich. Was kann man dagegen tun? Reli abwählen! Und jetzt? Philosophie (umgangssprachlich: Philo) wählen. Es gibt zwei Arten von Gruppen im Philounterricht:

Die 1. Gruppe besteht aus denen, die nicht an ein höheres Wesen glauben. Aus denen, für die Gott und die Welt eins sind. Aus denen, die zwar an Gott glauben, aber jede Art von Religion ablehnen oder sich ihre eigene Religion zusammengestellt haben. Und aus denen, die Reli einfach nur doof finden und keine Lust auf das Gelaber haben. Für diese Leute ist Philo eine Erlösung.

Nun können sie endlich in Philo alles – aber auch wirklich alles – in Frage stellen und sich Fragen stellen, wie: ,,Wer bin ich; Was ist Freundschaft; Was ist ein Mensch; Existiert wahre Liebe; Was ist Sterbehilfe?“ und sinnige Fragen, wie: ,,Habe ich keine Angst vor dem Tod, aber Angst vorm Sterben; Warum weinen Sterbende nie?“

Hierbei seien alle gewarnt: Verlangt nicht von der Philosophie, dass sie die Wahrheit liefert, denn das kann sie nicht! Achtung, jetzt wird es philosophisch: Die Wahrheit kann man nur für sich selbst im eigenen Inneren finden!

Da fragt man sich: ,,Wieso sitze ich dann noch 2 Schulstunden pro Woche in der Schule, wo ich mir doch zu Hause oder sonstwo auch philosophische Fragen stellen kann, sogar ohne dass ich andere in meiner Nähe habe und dadurch besser nachdenken kann?“

Fazit für diese Gruppe: Man hat zwar kein Reli und muss keine Bibelstellen auswendig lernen und auch nicht in die Kirche gehen, aber man verschwendet trotzdem seine Zeit.

Die 2. Gruppe im Philokurs besteht aus denen, die freiwillig auf Reli verzichten, aber zu Philo gezwungen werden. Viele der ersten Gruppe hatten früher Reli-Unterricht, die der zweiten Gruppe aber noch nie! Diese haben eine Religion und sind gläubig; also total fehl am Platze, wenn es um Philosophie geht, aber auch, wenn es um katholischen bzw. evangelischen Reli-Unterricht geht.

Sie sitzen im Philokurs und denken: ,,Was soll ich hier? Ich will nach Hause!“ Natürlich wäre es ungerecht, wenn diese dann die beiden Schulstunden frei hätten. Aber es nützt doch nichts, jemanden zu etwas zu verdonnern, was er überhaupt nicht toll findet und dann auch noch super Leistungen von ihm zu erwarten. Das bringt einfach nichts! Fazit für diese Gruppe: Für sie ist Philo keine Erlösung und sie sind potentiell eher schlechte Philosophen.

Was lernt man nun daraus? Egal ob man freiwillig oder gezwungen in den Philokurs gelangt ist, im Endeffekt ist es Zeitverschwendung! Daher ein – ich meine es wirklich ernst – gut gemeinter Rat: Besser Bibelstellen auswendig lernen und etwas über den Katholizismus oder über den Protestantismus lernen, denn da weiß man jedenfalls, woran man ist, als dass man in Philo bei jeder Frage die wahre Antwort in seinem Innern finden muss, denn das ist viel komplizierter und umständlicher als man sich das überhaupt vorstellen kann.

Tirza Hübner, Leverkusen, Werner-Heisenberg-Schule