„Hey, nimm mal das Bild von mir da raus“, ist die wohl häufigste Bitte in „schuelerVZ“, „studiVZ“ und „meinVZ“. Das sind Netzwerke, in denen sich jeder anmelden kann – wobei „schuelerVZ“ und „studiVZ“ speziell für Schüler und Studenten gedacht ist.
Sobald man sich einmal in einem dieser Netzwerke angemeldet hat, kann man über nur einen Klick neue Leute kennen lernen und Mitschüler treffen. Zurzeit sind fast zehn Millionen Benutzer in den Netzwerken registriert. Einmal eingeloggt, kann man an fast alle Mitglieder Nachrichten schreiben, sich auf ihren Pinnwänden verewigen und in Gruppen eintreten.
Dabei ist es vollkommen egal, ob in der Gruppe oder in der Nachricht andere Leute wegen ihrer Herkunft, ihres Verhaltens oder ihrer Religion diskriminiert werden. Zwar kann die Gruppe oder der Benutzer gemeldet werden, doch es dauert in manchen Fällen Monate, bis sich etwas tut. Anscheinend sind die Betreiber des Netzwerkes mit den ganzen technischen Problemen und dem Support überfordert.
Im „schuelerVZ“ und im „studiVZ“ kann man auch andere Leute auf Bildern verlinken, das heißt, dass z.B. auf dem Kopf, der auf dem Bild verlinkten Person eine Schaltfläche ist, mit der man direkt zu dessen Benutzerprofil gelangt.
Alexander J. (alle Namen geändert) ist so etwas schon einmal passiert. Sein Grundschulfreund Jens K. hatte alte Bilder von ihm und Alexander ins „schuelerVZ“ gestellt. Auf einem Bild ist Alexander zu sehen, wie er im Sandkasten in seiner Nase bohrt. Er fühlte sich von seinem ehemaligen Freund hintergangen, da dieser ihn immer wieder auf dem Bild verlinkte.
Man kann zwar seinen eigenen Link auf dem Bild entfernen, doch das hält auch nicht auf Dauer, da er oder sie immer wieder erneut verlinkt werden können. Und selbst wenn die Person nicht verlinkt ist: Das Bild kann nur vom Eigentümer und den Administratoren gelöscht werden. Und so lange dies nicht passiert, kann mittels Kommentaren die Person auf dem Bild verspottet werden.
Man kann aus den Netzwerken nicht entfliehen. Selbst wenn der Benutzer sein Profil löscht, seine Daten sind weiterhin im Netz gespeichert. Denn auf diese Daten kann von überall her zugegriffen werden. Robin T. (17) hat es einmal erwischt. Er hatte illegale Inhalte in seinem Profil gespeichert, wurde aber von seinen Freunden unter Druck gesetzt, dass er sein Profil zu seiner eigenen Sicherheit löschen solle. Er tat es, doch auch das brachte ihm nicht viel. Zwei Monate nachdem er seinen Account gelöscht hatte, stand die Polizei bei ihm vor der Haustür. Er bekam eine Anzeige und eine hohe Geldstrafe.
Diese Probleme wurden auf vielen Internetseiten und in Zeitschriften diskutiert. Die Kritik zeigte Wirkung. Das Netzwerk überarbeitete die AGB (Allgemeine Geschäfts-Bedingungen). Diesen konnte von den Benutzern bis zum 9. Januar 2008 zugestimmt werden. Wer dies nicht tat, dem wurde der Account gesperrt, so dass man sich nicht mehr einloggen kann. Ob das wirklich etwas gebracht hat, ist strittig.
Hendrik Martens, Leverkusen, Werner-Heisenberg-Schule