Langenfeld. Bastian steht mit seinem blauen Anzug, dem weißen Hemd und seiner Fliege im Eingang zum Pfarrsaal. Im Hintergrund laufen aufgeregt Mädchen in langen weißen Kleidern umher.
Es ist Sonntagmorgen, 10.30 Uhr, und eigentlich viel zu früh für so viel Aufregung und Spannung. Die Erwachsenen, die die 37 Jungen und Mädchen in den letzten Wochen begleitet und auf den heutigen Tag vorbereitet haben, versuchen Ruhe auszustrahlen. Von der Kirche gegenüber hört man feierliches Glockengeläut. Tim, der ebenfalls im dunklen Anzug und Fliege erschienen ist, berichtet stolz: „Meine Oma ist auch da und ich bekomme nachher ein neues Fahrrad.“
Während im Pfarrsaal langsam Ruhe einkehrt, beginnt es draußen zu regnen. Der Weg vom Pfarrsaal zur Kirche ist zwar nur kurz, doch für lange weiße Kleider und ihre Trägerinnen bei Regen ein Problem. Im Moment sind die Hauptakteure des heutigen Tages jedoch erst einmal damit beschäftigt, den Ablauf der folgenden Feier ein letztes Mal durchzugehen und ihre Fürbittenzettel zu überprüfen.
Pünktlich um fünf vor elf erscheinen die Messdiener, um die Kinder in einer Prozession zur Kirche zu führen. Ebenfalls auf die Minute pünktlich hat auch der Regen aufgehört und die stolzen Tanten und sonstigen Anverwandten nutzen die Gelegenheit für ein Erinnerungsfoto.
Für Herrn S., den lokalen Fotografen, ist heute mal wieder Hauptkampftag. Sein Fotoapparat surrt ohne Unterbrechung. „37 Kinder richtig abzulichten ist gar nicht so einfach. Letzten Sonntag waren es jedoch sogar 44.“ Durch den Haupteingang zieht die feierliche Prozession in die überfüllte Kirche ein. Die Orgel dröhnt und die Gemeinde stimmt das Einzugslied an.
Nachdem die Kinder ihre Plätze im Altarraum von St. Josef eingenommen haben, beginnt der rege Blickkontakt zwischen aufgeregten Müttern, stolzen Vätern und ihren überwiegend andächtigen Sprösslingen. Die Konzentration auf den Gesichtern der Kinder steigt und einigen ist anzusehen, dass die Proben ohne Weihrauch und ohne die aktuelle Aufregung zwar weniger feierlich, doch besser zu bewältigen waren.
Die Aufregung und Konzentration legt sich, als die Kinder ihre erste Heilige Kommunion erhalten.
Nach dem Schlusssegen und dem Auszug aus der Kirche muss das Familienfoto vertagt werden, da der Regen trotz „Weißen Sonntag“ keine Gnade zeigt. Für die Katechetinnen ist ihre Aufgabe für dieses Jahr weitgehend beendet. „Nächstes Jahr bin ich nicht mehr dabei“ meint Frau G., die zum dritten Mal eine Gruppe auf ihre Erstkommunion vorbereitet hat, doch das hat sie schon einmal gesagt – im vergangenen Jahr.
Stephanie Diedrich, Leverkusen, Marienschule