Pläne schmieden für den Tag X – Eine Zukunftsrecherche

Als ich das Geschäft betrete, klingelt die Türglocke, als wolle sie mich fröhlich begrüßen. Ich will herausfinden, wie man sich kurz vor dem „wichtigsten Schritt des Lebens“ fühlt. Der Hochzeitsladen, den ich ausgesucht habe, ist vollgestopft mit schillernd bunten Abendroben. Zwei Kunden, die offensichtlich zu einer Hochzeitsgesellschaft gehören, diskutieren fachmännisch über einen Frack. Ich kriege das Ende der Debatte leider nicht mehr mit, aber die Verkäuferin sorgt sicher dafür, dass der richtige Entschluss gefällt wird.

Irgendwie bin ich schon aufgeregt, obwohl mein Besuch hier ja nur ein Testlauf ist. Ich überlege unwillkürlich, ob mir mein edles, weißes Hochzeitskleid wohl auf den Leib geschneidert werden wird. Zugegeben, anprobiert habe ich dann doch nichts. Die Überlegungen zum Hochzeitskleid lassen mich weiter nachdenken: Werde ich überhaupt heiraten? Wo werde ich wohnen? Viele Fragen dieser Art schießen mir durch den Kopf und ich beschließe, mich näher mit dem Thema zu befassen.

Ich schlendere durch die Straßen und rede mit ein paar Leuten, die mir begegnen. Die Älteren frage ich hauptsächlich nach ihrer Vergangenheit. Was wollten sie einmal von Beruf werden, als sie klein waren? Wie war das mit dem Heiraten? Ich ernte viele amüsierte Blicke, manche geben sich jedoch Mühe, ernsthafte Antworten zu geben. Überraschenderweise fallen viele der Antworten gleich aus und es fällt auf, dass vor allem bei der Frage des Berufswunsches in Kindeszeiten im Vergleich zum aktuellen Beruf die Unterschiede sehr groß sind und bei kaum einem der Kindesberufswunsch wahr wurde. Das zeigt, dass die Jugendlichen sich auch heute keine Sorgen machen müssen, wenn sie noch nicht genau wissen, welchen Beruf sie in der Zukunft ausüben wollen. Bestes Beispiel dafür ist eine 52-jährige Dame. Als ich sie auf ihren früheren Berufswunsch anspreche, antwortet sie überzeugt: Kriminalistin! Der Mund steht mir offen, als sie mir im Anschluss erklärt, dass sie nun Versicherungskauffrau ist. Damit hätte nun wirklich keiner rechnen können. Dann fügt sie noch hinzu, dass sie Witwe ist.

Die Antworten der jüngeren Leute sind ebenso interessant, wie die der Älteren. Alle wollen sie später Kinder haben, und nur die Hälfte möchte in Deutschland bleiben. Die anderen sind neugierig aufs Ausland. Auf andere Kulturen, andere Lebensweisen. Bei diesem Gedanken überlege ich, wie das wohl mit den Schulformen im Ausland ist. Hier in Deutschland ist es jedenfalls so, dass im Jahr 2009 41,08 Prozent der Schulabgänger den Hauptschulabschluss erreichten, 21,09 Prozent die mittlere Reife, 27,41 Prozent die allgemeine Hochschulreife, 8,99 Prozent sind ohne jeglichen Schulabschluss und 0,76 Prozent machten leider keine Angabe.

Abschließend kann man sagen, dass der „wichtigste Schritt des Lebens“ nicht zwangsläufig gemacht werden muss. Aber ich lege mich da noch nicht fest, denn wie das Beispiel der verwitweten Versicherungskauffrau zeigt: Das Leben ist unberechenbar.

Eva Münster und Nina Gordon, Leverkusen, Marienschule