Die Hauptrolle in „Schwanensee“ zu spielen, ist ein Traum, den viele Balletttänzerinnen haben. Der Weg auf die große Bühne ist lang und beschwerlich: Er erfordert Disziplin, Ausdauer und Selbstbewusstsein.
Es ist Samstagabend 20 Uhr. Im voll besetzten Saal des Stadttheaters Solingen ist es so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Clara steht auf der Bühne. Die Musik fängt an zu spielen, Adrenalin schießt durch ihren Körper. Der Vorhang geht auf und die Scheinwerfer erleuchten ihr Gesicht. Für eine professionelle Balletttänzerin ist das eine Alltagssituation. Das Leben als Tänzerin ist der Traum vieler kleiner Mädchen, doch der Weg dorthin ist lang.
„Kinder sollten so früh wie möglich mit dem Tanzen anfangen. Am besten im Alter von drei bis fünf Jahren“, erzählt uns Tanzpädagogin und Ballettlehrerin Trixi Schüttler. Dadurch entwickeln die Kinder früh Rhythmus- und Körpergefühl und eine gute Körperhaltung. Zusätzlich sind sie häufig ausgeglichener und besser in der Schule.
Im Alter von circa 16 Jahren entscheiden sich die meisten, ob sie das Tanzen zu ihrem Beruf machen möchten oder es ein Hobby bleibt. Wer sich für das Tanzen als Beruf entscheidet, hat zwei Möglichkeiten: entweder eine Ausbildung zur Tänzerin oder zur Tanzpädagogin.
Der ideale Weg wäre, zuerst Tänzerin zu werden und danach als Tanzlehrerin zu unterrichten. Die Karriere einer Tänzerin dauert für gewöhnlich höchstens bis zum 30. Lebensjahr. Daher muss man sich früh überlegen, was man danach machen will. „Tänzer müssen ein dickes Fell haben“, sagt Trixi Schüttler. Als Tänzer stellt man sich selbst in den Vordergrund und muss auch die Ellenbogen ausfahren, um aus der Masse herauszustechen. Eine Tanzlehrerin hingegen sollte Einfühlungsvermögen zeigen und sich ganz auf ihre Schüler konzentrieren.
Ein Hochschulstudium zur professionellen Tänzerin dauert vier Jahre, die Ausbildung zur Tanzpädagogin drei Jahre. Für beide Ausbildungen gibt es eine Aufnahmeprüfung. In der praktischen Prüfung wird man auf körperliche Eignung, Musikalität und Reaktionsfähigkeit getestet. Ebenso werden Kenntnisse der Grundformen des klassischen Balletts und das Niveau der technischen und künstlerischen Präsentation überprüft. Nur wer hier besteht, kann seinen Traum verwirklichen und vier Jahre Knochenarbeit mit circa 50 Stunden hartem Training pro Woche überstehen.
Clara hat diese Ausbildung als Tänzerin hinter sich und es noch keinen Tag bereut. Jetzt gerade erklingen die letzten Töne der Musik und die Leute sind bereits aufgestanden und klatschen Beifall. Clara hat es geschafft. Stolz und erleichtert verbeugt sie sich vor dem Publikum. Darauf hat sie all die Jahre hingearbeitet!
Melina Kappenstein und Katharina Markschat, 8e, Marienschule Opladen