An Tankstellen, in Lotto-Geschäften oder im Supermarkt: Überall findet man Geschenkgutscheine aller möglichen Marken und Geschäfte. Das war nicht immer so.
2007 gründete Christian Lindner mit zwei ehemaligen Kollegen die Firma Retailo. „Schenken leicht gemacht“ war das Ziel. Im Interview berichtet Lindner, wie er auf die Idee kam: Er hatte die Möglichkeit, Europa-Geschäftsführer eines amerikanischen Unternehmens zu werden, das sich genau mit dem Modell beschäftigte, das heute durch Retailo in Deutschland sehr bekannt ist. Christian Lindner lehnte das Angebot ab, aber ihm blieb die Geschäftsidee noch lange im Kopf.
Darum entschloss er sich dazu, seine eigene Firma zu gründen, und brachte das Modell eigenständig nach Deutschland. Lindner erklärt das Geschäftsmodell folgendermaßen: „Retailo bündelt das Angebot aller bekannten Marken von -iTunes über Amazon bis Saturn und Zalando in großen Regalen im Einzelhandel an über 50.000 Verkaufsstellen in Deutschland. Wir kümmern uns um die Logistik der Karten, Regale und die ganze IT dahinter und übernehmen die Abrechnung zwischen den über 200 Partnerunternehmen. Darüber hinaus betreiben wir diverse Internetplattformen.“
Im November 2013 wurde Retailo an die amerikanische Firma Blackhawk Network verkauft, eben jenes Unternehmen, welches Lindner sieben Jahre zuvor als Europachef einstellen wollte. Seitdem hat sich bei Retailo viel geändert.
Zum Beispiel muss die Firma alle Entscheidungen mit der Muttergesellschaft aus Kalifornien absprechen. Zudem ist Blackhawk Network börsennotiert und Retailo muss nun mehr Regeln beachten. „Außerdem“, erzählt Lindner, „hat sich unsere Sprache bei Retailo zu Englisch entwickelt.“ Lindner glaubt, dass Blackhawk und Retailo noch viele Wachstumsmöglichkeiten in Europa haben. Er meint, dass ein längeres Warten auf einen Verkauf möglich gewesen wäre, jedoch nach sieben Jahren des Unternehmensaufbaus genau der richtige Zeitpunkt war, da sie auf einer Seite Profitabilität hatten und die Wachstumskurve sich langsam abflachte.
Seit einiger Zeit wird das mögliche Hacken der Geschenkkarten diskutiert. Es heißt, dass Betrüger illegal kopierte Barcodes auf eine Karte kleben und so an das Guthaben rankommen könnten. Christian Lindner dementiert: „Hier hat ein Redakteur aus Sensationslust geschrieben, die Dinge verzerrt dargestellt. Die geschilderte Methode lässt sich auch mit jedem beliebigen Artikel eines Supermarkts durchführen. Zum Beispiel mit einer teuren Flasche Wein. Es hat sich jedoch in der Praxis kein Problem für den Einzelhandel ergeben.“
Im Moment verkauft Retailo Gutscheine im Wert von mehr als 500 Millionen Euro im Jahr. Kein Wunder, iTunes und Google-Play-Karten oder Ikea-Gutscheine werden immer beliebter.
Eldrick Lindner, 8c, Marienschule Opladen