In der Varusschlacht wurden römische Legionen, die das Reich über den Rhein ausweiten wollten, von den Germanen geschlagen. Das Museum Kalkriese in der Nähe von Osnabrück ist den Spuren der geschichtsträchtigen Schlacht auf den Grund gegangen.
Das Licht geht an. Ein Rauschen ist zu hören. 1000 Murmeln rollen einen Schaukasten entlang. Von ihnen kommt jedoch nur rund jede 15. Murmel am anderen Ende an. Dieses Demonstrationsmodell ist im Museum Kalkriese zu finden. Es zeigt in abstrakter Weise, wie drei römische Legionen in der Varusschlacht durch die Germanen geschlagen wurden.
Eine Museumsführerin erklärt während des Rundgangs, dass die Römer im Jahre 12 vor Christus ihre Provinz über den Rhein ausweiten wollten. Sie drangen in das Germanische Reich ein. Bei den Cheruskern schlugen die drei Legionen mit den Händlern und den Familien ein Sommerlager auf. Im Herbst wanderte diese große Gruppe zurück ins Römische Reich ins Winterlager. Ihr Anführer war Publius Quinctilius Varus. Die Römer lebten und handelten mit den Cheruskern, aber unterdrückten sie auch massiv. Die Cherusker durften nicht mehr nach ihren eigenen Regeln leben oder handeln und wurden auch nach römischem Recht bestraft.
Als Varus mit seinem Gefolge im Herbst 9 nach Christus zurück ins Winterlager zog, warnte Arminius, der Sohn des Stammeshäuptlings, ihn, dass die Germanen sie auf dem Weg überraschen wollen. Der ursprüngliche Weg führte die Römer wahrscheinlich an der Lippe entlang. Wegen der Warnung nahmen sie jedoch den Umweg auf sich. Archäologische Funde lassen mittlerweile vermuten, dass der Umweg die Römer in den Engpass Kalkriese bei Osnabrück führte. Dort mussten sie ihre übliche Formation aufgeben, da der Pass zu eng war. Sie konnten nicht zur Seite ausweichen, weil auf der einen Seite ein bewaldeter Berg und auf der anderen Seite ein Moor war. Dies nutzten die Germanen, um sie angreifen zu können. Die Schlacht, in der 20 000 Mann ihr Leben verloren, wird anhand des Murmelmodells demonstriert.
„Rostig“ ist das Wort, mit dem der Besucher Herbert Rahm das Museum beschreiben würde, wenn er nur ein Wort benutzen dürfte. Doch damit sind nicht nur die Fundstücke gemeint. Das Museum sieht von Weitem eher unscheinbar aus. Ein hoher Turm mit einem länglichen Anbau. Große Platten sind am äußeren Gebäude zu sehen. Teilweise fehlen auch welche. Doch das täuscht. Innen ist es umso faszinierender, erzählt Herbert Rahm: „Das Museum ist eine Fundgrube historischer Artefakte aus der Römerzeit. Anhand von Münzen konnte der Zeitraum genau eingegrenzt werden“, erklärt er, „sodass die Möglichkeit besteht, dass die Varusschlacht tatsächlich bei Osnabrück stattgefunden hat.“ Am faszinierendsten fand er die Reitermaske, die das Museumslogo von Kalkriese ist. Wem diese einst gehörte, ist leider nicht klar.
„Das Museum ist sowohl für Geschichtsinteressierte als auch für Familien mit Kindern geeignet“, erzählt eine andere Besucherin. „Im Museum können Besucher viel selber machen. Von einem interaktiven Boden bis hin zum nachgebauten Wall, hinter dem sich die Germanen versteckt haben könnten, ist alles dabei!“ Der Wall wurde möglichst maßstabsgetreu nachgebaut. Durch archäologische Ausgrabungen und Erdproben wurden Veränderungen der Erde festgestellt. Dadurch können Standorte von zum Beispiel Holzpfeilern nachgewiesen werden.
Ob die Varusschlacht wirklich in Kalkriese oder doch anderswo stattgefunden hat, ist heute nicht mehr genau nachzuweisen, aber das Museum möchte Groß und Klein mit einfallsreichen Animationen und archäologischen Funden darüber informieren, wie die Varusschlacht abgelaufen sein könnte.
Julia Rocke, 8e, Marienschule Opladen