Was die Bildungsministerin der Stadt Düsseldorf, Gabriele Behler, als ,,derzeitiges Versorgungsproblem“ bezeichnet, ist für die Gewerkschaften eine dramatische Veränderung. Fakt ist, dass Informationen des Bildungsministeriums, die in der Süddeutschen Zeitung erschienen sind, besagen, dass bis Ende 2008 über alle Schulen und Schulformen in NRW 13900 Stellen besetzt werden müssen, wobei es jedoch nur 4700 genügend qualifizierte Bewerber gibt. In der Sekundarstufe 2 kommen sogar nur 2800 Lehrer auf 9300 freie Stellen.
Ein Problem besteht in der Fächerkombination: Eine neue Studie besagt, dass in Deutsch, Mathe, Physik und Chemie die meisten Löcher gestopft werden müssen, während es fast überall in NRW genug bis zu viele Englisch- und Sportlehrer gibt. Auch die Schulform sei entscheidend. So gebe es eine Vielzahl Bewerber für Gymnasien, doch nur wenige, die sich für einen Job auf einer Hauptschule interessieren.
Die Frage, ob denn das eigene Verhalten oder die Erfahrungen mit Lehrern zur Schülerzeit die Jobwahl beeinflussen würde, trifft bei den befragten Lehrerinnen auf Zustimmung. Oft kam die Antwort, sie hätten an der Wahl ihres Berufs gezweifelt, wenn sie vor allem „ältere, verbitterte Kollegen“ sahen, die ,,allem Anschein nach nicht zufrieden“ waren. Auch die so genannten ,,Auswanderer“, die bedingt durch die höhere Bezahlung in den Osten Deutschlands ziehen, sind ein großes Problem.
Nun sucht man gemeinsam eine Lösung für das Problem: 522 so genannte ,,Quereinsteiger“, die von anderen Berufen zum Lehrer umgeschult werden, sollen die Lage entspannen. Wilfried Hassler vom Lehrerverband NRW bezeichnet dieses Vorgehen als ,,Notlösung“, die besser sei als Unterrichtsausfall, aber auf Dauer kein Zustand sei. Es sei nicht zu verantworten, dass Kinder auf Dauer zum Beispiel Chemieunterricht von umgeschulten Chemikern bekämen.
Eine Grundschullehrerin, die jedoch anonym bleiben will, findet, diese Lösung sei keine, die diesen Namen verdient, denn die Seiteneinsteiger ,,wissen schon, warum sie keine Lehrer geworden sind. Die können doch gar nicht mit Kindern umgehen.“ Bewiesen ist, dass die Quereinsteiger oft nicht Lehrer bleiben, weil die Bezahlung niedriger ist als in dem Beruf, in dem sie vorher tätig waren.
Lea Spindelmann, Leverkusen, Marienschule