Lange Zeit steht er unbewegt an den steilen Klippen. Er nimmt nur noch das zu fotografierende Motiv durch sein Objektiv wahr. Der gefährliche Abhang ist einfach schwarzes Nichts. Dann drückt er ab.
„Für Fotografen, ganz egal ob Hobby- oder Berufsfotografen, ist dies eine normale Situation. Ein schönes Bild bekommt man nur mit viel Geduld, Konzentration und Mut hin. Man muss ein gutes Gespürt für die Motive haben und auch dafür, schwierige Aufgaben souverän meistern zu können“, erklärt ein Berufsfotograf, dessen Namen nicht genannt werden soll. Als er uns sein Zimmer zeigt, fallen sofort die vielen, selbstgeschossenen Fotos ins Auge, die überall an den Wänden hängen. Es sind Bilder aus allen möglichen Ländern und von verschiedenen Weltmeeren. Erwartungsvoll betreten wir einen weiteren Raum, in dem sich zu unserem Erstaunen kein einziges Foto befindet. Das Zimmer hat eine Wand voller Schränke und Regale, auf der gegenüber-liegenden Seite steht ein Schreibtisch mit einem Laptop und einem gemütlichen Schreibtischstuhl, ansonsten besitzt der Raum nur ein Sofa. Die Schränke und Regale sind gefüllt mit Objektiven, Kameras, Linsen, Stativen und anderem Kamerazubehör. Beeindruckt lassen wir uns die Funktionen der verschiedenen Objektive erklären. So gibt es zum Beispiel Objektive mit kurzer und langer Brennweite. Kurze Brennweite (Fischaugenobjektiv) bedeutet: großer Bildwinkel und verkleinernde Abbildung. Weite Brennweite heißt: kleiner Bildwinkel und vergrößernde Abbildung.
Nachdem uns die Unterschiede klar sind, bringt uns der Fotograf in seine Dunkelkammer. Das ist ein absolut lichtdichter Raum, der also kein natürliches Licht reinlässt. Dieses Zimmer dient in der chemischen Fotografie als Teileinheit vom Fotolabor/Kopierwerk. Der Mann führt uns seine neuen Fotos aus Neah Bay vor. „Neah Bay liegt an der Nordwest-Küste der USA, direkt an der Grenze zu Kanada. Der Ort ist sehr verregnet, ich hatte Glück außergewöhnliche Motive vor die Kamera zu bekommen“, berichtet er uns. Und es stimmt. Die Bilder, die wir sehen, sind anders und faszinierend. Sie zeigen Orcas, Nebelschleier, Boote und das Meer, Totem-Pfähle, Grabmäler, Berge und Wasserfälle, Strände und Tropenwälder. Es ist wunderbar, wie die Bilder aussehen. Dann zeigt er uns ein paar seiner Lieblingstricks, die wir aber leider nicht verraten dürfen.
Zum Schluss erzählt der Fotograf noch von seinem nächsten Job, den er, wie er sagt, im Mittelsibirischen Bergland ausführen soll. Er soll in der Eiseskälte versuchen, Schneeleoparden für eine Reportage über Sibirien zu fotografieren.
An dieser Stelle verabschieden wir uns und wünschen ihm viel Erfolg!
Lea Knauf, Kalkar, Städt. Gymnasium Kalkar