Das Essen steht auf dem Tisch, und die kleine Helene ist zum Glück noch pünktlich gekommen. Wenn nicht, hätte sie gar nicht wissen wollen, was passiert wäre.
Die kleine Helene ist heute eine 70-jährige Frau und seit vielen Jahrzehnten verheiratet mit Norbert Hendricks. Sie ist auch noch Oma und Uroma von drei Enkeln und Urenkeln – ich selbst bin eines der Enkelkinder. Meine Oma und mein Opa waren so nett und haben sich Zeit für mich genommen, um mir ein paar Fragen zu beantworten.
Früher waren die Regeln insgesamt strenger. Kinder mussten pünktlich zu Hause sein. Heutzutage kommt es auch schon mal vor, dass pubertierende Kinder frech zu Erwachsenen sind, insbesondere zu den Eltern. Früher haben die Kinder erst gar nicht riskiert, auch nur ansatzweise frech gegenüber den Eltern zu sein.
In der Schule war es früher auch anders als in der heutigen Zeit. Meine Oma erzählt, dass es bei ihr an der Schule einen Lehrer gab, der Schüler geschlagen hat, und die Hausaufgaben wurden auch je nach Klassenstufe immer mehr. Nachmittags mussten sie im Haus helfen, so dass sie später dann nicht mehr viel Zeit hatten, um zu spielen. Die Spiele waren natürlich noch ganz anders. Heute setzt man sich vor den Fernseher oder vor den Computer, wenn man Langeweile hat. Früher gab es dies noch nicht. Wenn die Kinder Langeweile hatten, nahmen sie sich einen Ball, um Völkerball zu spielen, oder ein Stück Kreide, um acht Kästchen auf die Straße zu malen, wo sie hüpfen konnten: das sogenannte Hinkeln.
Und wenn es regnete, spielten die Jungen mit der Eisenbahn, die sie Weihnachten bekommen hatten, und die Mädchen schminkten ihre Puppen mit dem roten Lippenstift, den sie von ihrer Mutter ausgeborgt hatten. Sie hätten auch in die Stadt fahren können, um ihren eigenen Lippenstift zu kaufen, würden die Mütter heute sagen. Aber dies ging früher nicht so einfach, gerade, wo das Geld so knapp war.
Als ich meine Oma und meinen Opa auf das Weihnachtsfest ansprach, strahlten sie sofort und erklärten mir, dass der Tannenbaum noch mit richtigen Kerzen geschmückt wurde und dass sie erst in das Wohnzimmer gehen durften, wenn sie das Glöckchen schellen hörten. Das Wohnzimmer war damals auch ein besonderer Raum. Man kam nur sonntags dort hinein, weil nur dann der Raum beheizt wurde. „Es müssten schon hohe Gäste gekommen sein, damit das Wohnzimmer in der Woche betreten werden durfte“, so meine Oma.
Es waren früher schwierigere Zeiten als heute, und die Menschen mussten richtig kämpfen, damit es ihnen einigermaßen gut ging. Aber an den Gesichten meiner Großeltern kann man erkennen, dass ihnen ihre Kindheit fehlt. Sie denken gerne an diese Zeit zurück.
Jenny Busseck, Kalkar, Städt. Gymnasium Kalkar