Der Stamm Sperber – Heute hier, morgen dort

Sams fährt schnell mit dem Fahrrad und einem überdimensionalen Rucksack. Als er an der Schule ankommt, sieht er einen Bus auf dem Parkplatz stehen und überall packen uniformierte Jungen Kisten, Fackeln, und Kerzenständer, mehr oder weniger fleißig, in den Bus. Sie schleppen teilweise bis zu 20 Kilogramm schwere Rucksäcke in einen Anhänger.

Plötzlich versammeln sich alle eifrig arbeitenden Jungen in einem großen Kreis. Wenn man die Gesichter zählt kommt man auf etwa 60. Von verschiedenen Richtungen ertönen „Jas“, „Der ist krank“, „Ich hab den eben noch gesehen“, „Der kommt nach“. Inzwischen haben sich alle in den Bus begeben und winken ihren Eltern zum Abschied zu. Der Bus fährt los.

Durch viele Länder ist er schon gefahren z.B. Griechenland, Finnland, Polen, Norwegen, Italien. Der Pfadfinderstamm Sperber ist ein reiner Jungenstamm aus Brühl und gehört dem Deutschen Pfadfinderbund Mosaik an. Mehr noch als in den meisten anderen Stämmen kommt, aufgrund ihrer Altersstruktur, das Prinzip der Selbstorganisation und -führung von Kindern und Jugendlichen durch Jugendliche zum Tragen.

Der ganze Stamm setzt sich aus drei Gruppen zusammen. Die kleinsten, die so genannte Wölflinge, bilden die Meute Orion. Sie schlafen in einer Jurte. Die gesamte Gruppe umfasst 15-20 Kinder. Eine kleine Erklärung vom Meutenführer Strammi: „Die Meute Orion: Manche nennen sie auch die Chaostruppe des Stamms, was sicherlich nicht ganz falsch ist. Denn bei ihnen ist jeder willkommen, der zwischen 7 und 11 Jahre alt ist und Spaß daran hat, sich einmal in der Woche am Freitag zwischen 17 und 19 Uhr mit Gleichaltrigen zu treffen und zu spielen, basteln, lernen und zu erleben, wie toll es sein kann, in einer Gruppe etwas zu unternehmen.

Ab dem Alter von 12 Jahren kommt man in die Pfadfinderstufe, in die so genannten Sippen. Die Sippen sind kleinere Gruppen mit teilweise zehn Jungen. Sie schlafen in Juschkan (für 8-10 Personen) oder Kohten. Sie genießen das Vorrecht zu haijken. Das heißt mit kompletter Ausrüstung mehrere Tage unterwegs zu sein.

Die dritte Gruppe bilden die Rover. Sie schlafen in der Theaterjurte, einem großen Versammlungszelt.

Der typische Rover lässt keine Singerunde aus und feiert bis in die frühen Morgenstunden, wenn andere längst zu schlafen versuchen. Am nächsten Morgen bleibt er bis zum Beginn des Frühstücks im Schlafsack liegen und wenn er keine Lust hat, am Programm teilzunehmen, dann muss er dringend Einkaufen fahren. Die interessantesten Aufgaben darf immer er erledigen und die langweiligen und unangenehmen Sachen überlässt er den Jüngeren. Wenn verboten wurde, die Küche zu betreten, läuft er doch immer hinein und holt sich etwas zu Essen, und mittags bekommt er die größten Portionen. Er darf abends so lange aufbleiben, wie er will, und niemand sagt ihm, was er tun soll und was nicht.

Sollte Dein Interesse nun geweckt sein, schau Dir doch einfach eine Pfadfindergruppe in Deiner Nähe an.

Rüdiger Erdweg, Hückelhoven, Städt. Gymnasium Hückelhoven