Oft sehen sie aus wie ältere Geschwister, die sich in die Schule verirrt haben. Doch es sind fast fertige Lehrerinnen und Lehrer, die sich in der zweiten, der praktischen Ausbildungsphase zum Lehrer befinden.
Nach vier Jahren Universität heißt es nun für die Referendare, die Theorie in die Praxis umzusetzen und vor den oft kritischen Schülern zu bestehen. Diese versuchen natürlich, die Lehrer-Lehrlinge zu verunsichern. Dies bestätigt die Biologie-Referendarin der Wilhelmine-Fliedner-Realschule, Andrea Bertsche: „Zum Teil testen die Schüler aus, wie weit sie gehen können.“
Aber zum Glück steht jedem Referendar ein erfahrener Lehrer als so genannter Mentor zur Seite. Dieser gibt Tipps zum Umgang mit den Schülern. Außerdem arbeitet auch im Studienseminar, der „Berufsschule für angehende Lehrkräfte“, ein Ausbildungslehrer intensiv mit den Anwärtern. Hier treffen sich einmal wöchentlich alle Referendare aus dem Kreis Mettmann und Umgebung zum Unterricht in Didaktik und Methodik. Die angehenden Lehrer halten Probestunden vor den anderen Referendaren und dem Seminarleiter und geben sich gegenseitig Verbesserungsvorschläge und Tipps.
Etwa drei bis fünf Probestunden je Fach müssen die Referendare in ihrer zweijährigen Ausbildungszeit schriftlich ausarbeiten und vor den Schülern in ihrer Schule unterrichten. „Dabei sind der Ausbildungslehrer, der Seminarleiter und der Mentor“, erklärt Ulrike Tegtmeyer, die neben ihrer Tätigkeit an der Wilhelmine-Fliedner-Realschule auch als Ausbilderin am Studienseminar Solingen tätig ist. Und nach der Unterrichtsstunde wird in einer Reflexion über den Verlauf der Probestunde gesprochen.
Manchmal kommt es sogar vor, dass Lehrer noch etwas von den Berufsanfängern lernen, weil sich Unterrichtsmethoden immer wieder ändern. Dazu äußert sich Deutsch- und Englischlehrerin Sandra Herrmann: „Die Lehramtsanwärter sind besonders motiviert und haben gute, neue Ideen für die Unterrichtsstunden.“
Nach zwei Jahren Referendarzeit endet diese mit der 2. Staatsprüfung, sie beinhaltet eine schriftliche Hausarbeit, zwei unterrichtspraktische Prüfungen und ein Kolloquium, in dem „schulrechtliche, methodische und Bezüge zwischen Theorie und Schulpraxis besprochen werden“, erklärt Konrektor Guedo Wandrey ( 50) von der Wilhelmine-Flieder-Realschule Hilden, der mehrfach im Jahr Mitglied in einer solchen Prüfungskommission ist.
Die gesammelten Erfahrungen helfen den Lehramtsanwärtern, dass sie in den zwei Ausbildungsjahren immer sicherer werden. Außerdem kommen die jungen Lehrkräfte durch ihre oft lockere Art und ihren spannenden Unterricht bei den Schülern gut an. Dadurch werden sie selbst motiviert und aus dem vielleicht anfänglichen Albtraum wird bei vielen Berufsanfängern der Traumberuf.
Stephanie Dierdorf, Hilden, Wilhelmine-Fliedner-Schule