Reportage vom Spargelhof Kisters – Der Tag eines Spargelbauern

Es ist 5:00 Uhr morgens, der Tau liegt noch auf den Blättern der Bäume, doch auf dem Spargelhof Kisters wird schon lange Zeit schweißtreibend und muskelzermürbend gearbeitet.

Denn die letzten Stangen Spargel vom vorhergehenden Abend müssen noch gewaschen und sortiert werden. Während die ganze Familie des Bauern ca. 900kg Spargel sortiert und wäscht – dieses Gewicht entspricht etwa 13164 Stangen Spargel mit einem Durch-schnittsgewicht von 61g pro Stange -, organisiert der Spargelbauer Stephan Kisters hektisch den Tag.

Er hilft mal mit an der Sortiermaschine, fährt Paletten mit Spargelkisten von der Kühlung zum sortieren und liefert Spargel aus – am heutigen Tag z.B. 100kg Spargel an ein Walbecker Restaurant. In diesem Restaurant wird der Spargel in der Küche zum Schälen entgegengenommen.

Um 7:00 Uhr ist es dann soweit, Stephan Kisters kann ein wenig ausruhen, denn das Frühstück ist fertig. Auf dem Tisch steht ein frisches Brot vom Bäcker, der geräucherte Schinken vom Metzger, dessen leckerer Geruch direkt in die Nase steigt, ein frisches Frühstücksei und weitere leckere Sachen. Am Frühstückstisch wird dann mit der ganzen Familie aufgeregt geplaudert; sogar die ganz Kleinen mischen da schon mit. Ganz besonders wird aber der Ablauf des Tages besprochen. Denn die Gäste sollen ihren Besuch auf dem Spargelhof Kisters nicht vergessen.

Nach dem Frühstück geht es dann direkt weiter mit der Arbeit, denn heute ist Fronleichnam und die Fahnen für die Prozession müssen noch aufgestellt werden. Anschließend springt ins Auto und fährt ins nahe gelegene Herongen, um dort die frischen Erdbeeren für den Laden zu holen. Auf dem Rückweg macht er noch einen kleinen Abstecher zum Spargelfeld. Dort stechen die Saisonarbeiter schon seit 7 Uhr, den frischen Spargel. Er schaut sich den frisch gestochenen Spargel schon einmal an und kehrt wieder auf den Hof zurück, wo die Erdbeeren schon erwartet werden. Während Stephan Kisters unterwegs war, haben schon die ersten Kunden den Spargel gekauft.

Nach einer halben Stunde muss Spargelbauer Kisters schon wieder los um Spargel an ein Hotel auszuliefern. Unterwegs erzählt Stephan Kisters, dass er nur an dieses Hotel seinen Spargel mit dem Auto ausliefert. Der andere Spargel wird entweder von den Hotel- und Restaurantbesitzern abgeholt oder mit der Karre ausgeliefert. Im Hotel, wird er schon sehnsüchtig in der Tür erwartet. Die Hektik des Tages setzt sich fort.

Er rast wieder zum Hof zurück. Dort gönnt er sich trotz der vielen Arbeit noch einen Kaffee in dem zum Spargelhof gehörendem Café, in dem es nach Kuchen duftet, denn in der angrenzenden Küche wird gebacken. Stephan Kisters erzählt, dass das Café haupt-sächlich von den Frauen des Hofes organisiert wird, da diese das bessere Händchen dafür haben. Nach einem kur-zen Gespräch mit seiner Mutter, muss er auch schon wieder weiter.

Denn für die Zukunft des Hofes muss auch gesorgt werden; deshalb fährt er auch zu einem Feld, auf dem er vor kurzem noch Spargel gepflanzt hat. Auf dem Feld angekommen, schaut er sich an, ob es den Pflanzen auch gut geht, oder ob sie vielleicht von Tieren oder einer Krankheit befallen wurden. Stephan Kisters schaut sich jede Reihe genau an. Denn der Spargelbauer wirbt schließlich damit, dass sein Spargel aus kontrolliertem Anbau stammt.

Da das Feld mit dem Jungspargel in direkter Nähe zu einem anderen Spargelfeld liegt, macht Bauer Kisters auch dorthin noch einen Abstecher. Hier gibt es etwas Besonderes; Es wird hier mit so genannten „Spargelspinnen“ gearbeitet. Diese ermöglichen es, dass nur drei Saisonarbeiter auf diesem Feld arbeiten müssen, weil sie mit Hilfe der „Spargelspinnen“ einen Arbeitsgang weniger machen müssen.

Denn sie müssen die Spargelfolie nicht mehr anheben, um an den darunter liegenden Spargel zu kommen. Stephan Kisters sagt mir, dass diese drei Saisonarbeiter mit Hilfe der „Spargelspinnen“ an einem Tag ein ganzes Feld stechen können. Nachdem er sich die Arbeit ein wenig angeschaut hat, legt er selbst mit Hand an. Er stellt einen technischen Fehler fest. Nachdem dieser Fehler behoben ist, fährt Bauer Kisters wieder zurück zum Hof. Dort treffen mit der Zeit immer mehr Kunden ein.

Als es dann um 12:00 etwas ruhiger geworden ist, gibt es Mittagessen. Nachdem die ganze Familie am Tisch versammelt ist, wird erst einmal gebetet und anschließend wird gegessen. Zum Essen gibt es eine Spargelsuppe, natürlich mit dem Spargel aus eigenem Anbau. Beim Essen wird dann der restliche Tag besprochen, denn auf dem Spargelhof wird noch ein Bus mit Kunden erwartet.

Nach dem Essen geht es dann wieder an die Arbeit. Während Stephan Kisters auf die Ankunft des Busses wartet, hilft er hinter der Theke und steht den Kunden für Fragen zu Verfügung und redet ein wenig mit ihnen. Die Kunden des Hofladens kommen von weit her, aber auch Freunde und Verwandte kaufen Spargel und alles, was sonst noch zu einem guten Essen dazu gehört. Diese wollen natürlich wissen, wie es so läuft und wie es der Familie geht. Denn wie Stephan Kisters erzählt, hat man in der Spargelsaison einfach keine Zeit, mit seinen Freunden feiern zu gehen oder mit seinen Verwandten Kaffee zu trinken. Alle Tage sind ausgebucht in der Spargelzeit.

Als dann endlich der Bus mit den Besuchern ankommt, ist der Bauer erleichtert. Aber die Erleichterung hält nicht lange, denn es stellt sich heraus, dass die Besucher eine Gruppe Sehbehinderte sind. Kurzerhand muss improvisiert werden, denn normalerweise wird vieles anschaulich gezeigt; aber dies geht ja leider nicht. Als dann alles organisiert ist, begrüßt er die Gäste erst einmal mit einem kleinen Gläschen „Walbecker Spargelschnaps“.

Anschließend beginnt Stephan Kisters mit seinen Ausführungen. Er führt die Gäste in die Geheimnisse des Spargels ein und erklärt ihnen beispielsweise wie der Spargel überhaupt nach Walbeck gekommen ist und wie eine Spargelstange überhaupt gestochen wird. Nach dem Vortrag erhält er großen Beifall, weil sein Vortrag auch für jeden verständlich war, der keine Vorkenntnisse über die Geschichte, den Anbau und die Vermarktung des Spargels hat.

Nach der Führung findet man Bauer Kisters überall auf dem Hof wieder, weil seine Unterstützung überall benötigt wird. Zwischenzeitlich hilft er dann mal beim Eintüten der Kartoffeln, die auch im Hofladen verkauft werden; er hilft auch im Café, steht hinter der Theke des Hofladens oder den Besuchern des Cafés für ihre Fragen zum Hof und zum Spargel zu Verfügung.

Als sich dann das Café so langsam leert und immer weniger Kunden im Laden einkaufen, wird überall auf dem Hof aufgeräumt und das wird erledigt, was denn Tag über nicht gemacht werden konnte, wie z.B. Blumen gießen, den Pferdestall misten, oder auch die Fahnen von der Fronleichnams Prozession abgehangen werden und wieder im Keller verstauen. Als der letzte Kunde den Hof verlassen hat, erledigt Stephan Kisters dann den so genannten „Papierkram“. Wenn der erledigt ist wird erst einmal Abend gegessen.

Anschließend wird dann nur noch entspannt, sagt mir Stephan Kisters, dass heißt er spielt z.B. mit seinen Kindern oder schaut Fernsehen, wenn es an manchen Tagen hart kommt muss er dann aber auch noch einmal mit dem Schlepper aufs Feld um bis tief in die Nacht die übrigen Äcker zu bebauen. An einem solchen Tagesablauf sieht man, dass das Einkommen eines Spargelbauern, wie Stephan Kisters einer ist, mit sehr viel Arbeit verbunden ist.

Clemens Christian Kisters, Goch, Coll. Augustinianum Gaesdonck