Jugend-Trilogie: ‚Silber‘ – Neuer Start in ein neues Abenteuer

Bisher verlief Liv Silbers Leben und das ihrer Familie relativ eintönig: Sie zogen in ein anderes Land, packten aus, gingen auf eine neue Schule, mussten darauf achten, keine besondere Beziehung zu jemandem aufzubauen, gar sich zu verlieben, nach einer Zeit wieder Tschüss sagen, ihren Koffer packen und ins nächste Land ziehen. Außergewöhnlich, aber trotzdem auch nicht mehr wirklich spannend für Liv und ihre Familie. Das ändert sich jedoch.

Für die fünfzehnjährige Liv und ihre Schwester Mia steht mal wieder ein Umzug vor der Tür. Als Literaturwissenschaftlerin mit fast jährlich wechselnden Lehraufträgen in der ganzen Welt, hatte ihre Mutter endlich einen Job in Oxford ergattert und sie durften auf ein richtiges Zuhause hoffen. In London angekommen, zerplatzt der Traum vom gemütlichen Cottage und ihre Mutter stellt ihnen die Planänderung in Form von Ernest Spencer und seinen beiden Kindern vor.

Schon kurze Zeit später hat Liv einen sich ungewöhnlich echt anfühlenden Traum, bei dem sie auf einem Friedhof ihrem neuen Stiefbruder Grayson und dessen Freunden aus der Schule begegnet. Als sie am nächsten Tag feststellen muss, dass die Jungs Dinge wissen, die sie nur in diesem Traum gesagt hat, beschließt sie, dieser seltsamen Angelegenheit auf den Grund zu gehen und gerät dabei in eine gefährliche Traumwelt, deren Auswirkungen schließlich auch in der Realität stattfinden.

Kerstin Gier überrascht mit dem ersten Band der Silber-Trilogie die Leser mit einer neuen, phantasievollen Idee. Sie zeigt, dass man auch als Erwachsener nicht an Phantasie und Kreativität verliert, und kann sich zudem noch in den Träumen voll und ganz ausleben, was einen selber auch zum träumen einlädt.

Die Hauptcharaktere, zum Beispiel Liv Silber und Grayson Spencer, haben alle unterschiedliche Persönichkeiten. Mal lieb, mal frech, mal witzig. Trotzdem gewinnt man alle auf ihre Weise lieb. Die Nebencharaktere wie Livs kleine Schwester Mia oder deren Au-Pair-Mädchen Lottie sind auch nicht langweilig oder uninteressant.

Kerstin Gier’s Humor bleibt auch in dieser neuen Trilogie nicht verborgen, am ersten Satz (‚Der Hund schnüffelte an meinem Koffer.‘) merkt man schon, dass in diesem Kapitel was zu lachen sein wird. Außerdem glänzt sie wieder mit ihren außergewöhnlichen Namen und Spitznamen. ‚Rasierspaß-Ken‘ oder ‚Persephone Porter-Peregrin‘ sind nur zwei von vielen.

Außerdem, die Idee, jedem Menschen eine eigene, persönliche Tür in ihren Träumen zu verleihen, ist genial. Wegen der von den Jungs auferstandenen schwarzen Magie kann man aus den Türen austreten und durch den Besitz eines persönlichen Gegenstands der jeweiligen Person, in deren Träume man möchte, eindringen. Dies lässt einen, wie Träume nun mal sind, unbegrenzt in der Phantasie sein, was leider selten so in Büchern ist.

Hoffen wir, dass Kerstin Gier’s Kreativität nicht nachlässt, und sie uns in dem im Juni 2014 erscheinenden zweiten Teil in weitere spannende Träume entführen wird.

Viktoria Aldach, 8a, Cornelius-Burgh-Gymnasium, Erkelenz