Teamsport in der Luft – Segelfliegen am Niederrhein

Die Vorbereitung läuft. Sicherheitsgurte sowie Fallschirme werden ein letztes Mal durchgecheckt. Der Pilot checkt alle Steuerelemente, stellt die Frequenz für den Funk ein und justiert den Höhenmesser. Das Flugzeug wird waagerecht gehalten, der Träger hebt seinen Arm. Ein kurzer Ruck. Ein kurzer Moment Ruhe. Plötzlich geht es ganz schnell, die Beschleunigung ist enorm, und bereits nach wenigen Metern heben wir ab. Es ist wie Achterbahnfahren, jedoch geht es aufwärts, und der Gegenwind fehlt. Der Aufstieg ist zwar noch sichtbar, aber kaum noch wahrnehmbar.

Nach ein paar Sekunden hört man ein Klicken von der Unterseite des Flugzeuges – das Flugzeug hat sich von der Winde gelöst. Innerhalb von nur wenigen Sekunden sind wir nun auf 300 Meter gestiegen. Die ganze Prozedur nennt sich Windenstart – eine Winde wickelt ein Seil auf, an dessen Ende sich das Flugzeug befindet.

Da sogar moderne einsitzige Segelflugzeuge circa 300 Kilogramm wiegen, muss der Motor sehr stark sein – in diesem Fall ist es ein Dieselmotor eines ehemaligen Lkw mit stolzen 300 PS.

Der Flug an sich ist ziemlich bequem, allerdings fehlt es an Platz. Fluggäste können in zweisitzigen Segelflugzeugen hinter dem Piloten sitzen, aber für mehr als zwei Personen ist kein Platz.

Die Steuerelemente – das Quer- und das Höhenruder -befindet sich zwischen den Beinen – ein Steuerknüppel wie man ihn vielleicht aus Filmen kennt. Mit dem Querruder bewegt man das Flugzeug um die Längsachse. Diese Bewegung nennt man Rollen, und sie wird durch das Bewegen des Steuerknüppels nach links bzw. rechts ausgeführt. Nicken nennt man die Bewegung um die Querachse. Sie wird durch Anziehen oder Vorwärtsbewegen des Steuerknüppels betätigt. Das letzte Steuerelement ist das Seitenruder. Es befindet sich im Fußraum in Form von Pedalen. Die Pedale im Fussraum sind Seitenrunder, mit ihnen giert man.

Der Ausblick aus dem Cockpit ist atemberaubend. Man sieht den Flugplatz, den Golfplatz an der Elfrather Mühle, den Hülser Berg sowie den Hülser Bruch, in der Ferne die Städte Kempen und Hüls und viele, sehr viele Felder. Die Distanz zum Boden ist fast perfekt, man ist hoch genug, um einen guten Überblick über die Landschaft zu haben, ist jedoch immer noch nahe genug dran, um Einzelheiten zu erkennen. „Es ist einfach fantastisch“, bestätigen wohl jeder, der bereits geflogen ist.

Außer den Steuerelementen befinden sich vor einem auch noch allerlei verwirrender Messinstrumente, die piepsen und surren, blinken und ab und zu ausschlagen. Hier den Überblick zu behalten erfordert eine lange und umfangreiche Schulung sowohl in der Theorie als auch in der Praxis.

Prinzipiell ist das ähnlich wie bei der Führerscheinprüfung, allerdings darf man sie bereits früher beginnen, und man darf – und muss – auch vor Abschluss des Flugscheins fliegen. „Es dauert zwar seine Zeit, jedoch macht es Spass, mit seinen „Mitschülern“ zusammen seine Zeit zu verbringen“, sagen Flugschüler.

Lukas Hann, Düsseldorf, International School Of Düsseldorf