Ich steh‘ an der Haltestelle und sehe hinab auf die zwei Köpfe kleineren Mädchen. Ich hole mein dickes Backsteinhandy raus und vergleiche es mit den schmalen Teilen, die die Jugend heutzutage „Smartphones” nennt.
Eins der drei Mädchen schaut kurz hoch und ich hatte schon für einen kurzen Moment ein Fünkchen Hoffnung, dass das Mädchen wohl mit seinen Freundinnen reden würde. Naja, was soll ich sagen, falsch gedacht. Sie hält ihr Handy vors Gesicht, legt ein falsches Lächeln auf und macht ein Foto. Die zwei anderen Mädchen gucken blöd von ihren Handys hoch, weil sie das viel zu laute Knipsen der Handykamera gehört haben. Die kleine, wahrscheinlich elfjährige Diva hält wieder ihr Handy vors Gesicht, schaut dann zu ihren Freundinnen rüber, setzt wieder das altbekannte Lächeln auf und fragt, ob sie nicht ein „Selfie” machen wollen. Und da stehen sie nun. Knapp am Straßenrand und machen wie die Bescheuerten Tausende von Fotos.
Heimlich habe ich mir gedacht, dass es ein schönes Foto gewesen wäre, wenn jetzt ein Vogel vorbeigeflogen wäre und den kleinen Gören auf den Kopf geschissen hätte. Ach ja…Aber leider durfte ich das heute nicht miterleben.
„Leute, ich treffe mich heute mit Mike.”
„Oh, wie lange schreibt ihr denn schon?”
„Schon zwei Wochen! Uuuund er hat geschrieben, dass er mich voll mag! Alter, ich war noch nie so glücklich!”
Alter… das Wort hat sie bestimmt aus ihrem flachen Ding.
Da kommt der Bus. Ich schaue einmal kurz zu den Mädchen rüber, die wieder blöd von ihren Handys hochgucken und dann immer noch wie bescheuert auf ihren Handys herumtippen und beim Einsteigen in den Bus fast stolpern. Und dann steig‘ ich nach ihnen in den Bus. Jede sitzt zusammengesackt wie ein Häufchen Elend in ihrem Sitz. Kopfhörer drin. Welt aus.
Was ein Elend! Was für traurige Seelen um mich herum schweben! Aber von meinen Gedanken kriegen die in ihre Handys vertieften Jugendlichen absolut nichts mit.
Der Junge neben mir hämmert auf den Tasten seines Handys herum und beachtet mich nicht einmal, als ich ihm einen herabschauenden Blick zuwerfe. Ich denke, daran kann man erst mal nichts mehr ändern, aber wieso auch?
Ich steige aus dem Bus aus und hole mein Backstein-Handy, was ich vorher immer als mobiles Telefon bezeichnet habe, aus meiner Tasche. Auf dem Weg in einen Elektronikladen schmeiße ich es in wahnsinniger Vorfreude auf mein neues Super-Handy und somit auch auf meine persönlichen Verblödung in den Müll.
Lina Kraftsoff, 9, International School Of Düsseldorf Düsseldorf