Kerstin Kriener (21) ist Auszubildende zur Fluglotsin bei der deutschen Flugsicherung in Bremen und in diesem Interview sprach ich mit Ihr über ihre Ausbildung und wie sie dazu kam.
Kerstin, du bist Auszubildende zur Centerlotsin des mittleren Luftraums in und um Bremen. Wie kamst du auf die Idee, Fluglotsin zu werden?
Kriener: In der Schule kam die Frage auf, was ich nach dem Abitur machen würde. Zufällig habe ich einen Bekannten, der in Karlsruhe für die Flugsicherung arbeitet, über den bin ich auf den Job gekommen und habe angefangen, mich zu informieren und dafür zu interessieren. Gleich danach habe ich mir die Unterlagen zuschicken lassen, das Center in Karlsruhe besucht und mich beworben. Studium war dann gar nicht mehr im Gespräch.
Wie ging es weiter nach der Bewerbung?
Kriener: Ich bekam ich eine Einladung zum Auswahlverfahren in Hamburg. Dort kamen dann drei Tage Einzel- und Gruppentests bezüglich Teamfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, mathematisches und räumliches Verständnis.
Wie viele Leute waren mit dir da und wie ging es weiter?
Kriener: Fast 50 Leute. Dann die erste Auswahl, und für mich, wie für zehn weitere die nächste
Einladung zu einem zweiten Auswahlverfahren ein paar Wochen später.
Wie lange musstest du warten, bis du die Ausbildung nach dem Abitur beginnen konntest?
Kriener: Nachdem ich angenommen wurde, musste ich noch circa ein ¾ Jahr warten, bis ich dann anfangen habe.
Wieso die Wartezeit?
Kriener: Die Akademie war voll.
Erzähl uns mehr über die Ausbildung.
Kriener: Der erste Teil der Ausbildung fand in der Akademie statt, Theorie zu Luftraumstrukturen, Wetterkunde, Flugzeugkunde, Equipment etc. und der Simulationsteil. Das war die simulierte Luftverkehrskontrolle, wenn man so will. Dann, nach circa 16 Monaten und bestandener Abschlussprüfung, die Niederlassung: Langen, München und Bremen, die für den unteren Luftraum zuständig sind, standen zur Wahl; ich entschied mich für Bremen. Dann wieder Theorie, speziell für den Bremer Luftraum und Simulation. Nach 1,5 Monaten Training am Livetraffic unter ständiger Beobachtung.
Heißt du arbeitest jetzt mit echten Menschen?
Kriener: Ja. Man spricht mit echten, aktiven Menschen und echten Kollegen.
Bist du dir denn der hohen Verantwortung immer bewusst?
Kriener: Ja, ich denke immer an meine Verantwortung und bin mir natürlich bewusst, dass ich über das Leben vieler Menschen mitentscheide und der Pilot sich auf mich verlässt.
Macht dir das keine Angst, für so viele Menschenleben verantwortlich zu sein?
Kriener: Nein, Angst macht mir das nicht, aber ich hab den höchsten Respekt davor! Man darf nie aus dem Auge verlieren, wie immens diese Verantwortung ist.
Kam dir da auch manchmal der Schweiß oder wirst du hektisch?
Kriener: Bei einer echten Krisensituation war ich noch nie dabei, aber natürlich kommt einem manchmal der Schweiß, zum Beispiel, wenn ein Pilot etwas Unerwartetes macht und sich zwei Flugzeuge näher kommen als geplant, die Idee der Annährung macht einen nervös. Aber nie war es bei mir knapper als Mindestweite. Zum Glück.
Wann bist du selbstständige Fluglotsin?
Kriener: Hier in Bremen dauert die Ausbildung nochmal zwei Jahre, je nachdem wie schnell man lernt und wie gut man sich entwickelt. Wenn ich meine Zulassung habe, darf ich nach vier Jahren Ausbildung als eigenständige Fluglotsin arbeiten.
Katrin Kriener, 9.6, International School Of Düsseldorf Düsseldorf