„Das Schlimmste an den Weihnachtsferien ist die Woche davor.“ Bridget Kenion ist Schülerin an der Internationalen Schule von Düsseldorf (ISD) und besucht die neunte Klasse. Wie alle Schüler in NRW hat sie in der Woche vor den Weihnachtsferien Lernstress. In der zweiten Dezember Woche haben die Schüler an der ISD jeden Tag einen Test geschrieben.
Die Schüler von der ISD kommen jeden Tag gegen 16 Uhr nach Hause. Nach acht Stunden Schule und müssen dann noch Hausaufgaben machen und für Klassenarbeiten lernen. „Wenn man von der Schule kommt, hat man keine Kraft, sich noch für die nächsten drei Stunden hin zu setzen und einen Roman an Hausaufgaben zu schreiben. Ich brauche auch mal eine Pause“, sagt Bridget. Heutzutage gehört Stress nicht nur zu ihrem Alltag dazu.
Dr. Harnish, der Schulpsychologe der ISD, sagt: „Stress ist einfach Teil der Schule“ und erklärt, dass als er jung war, Schüler noch viel mehr Leistungsdruck hatten, gute Noten zu kriegen. Aber heutzutage, sagt er, seien die Konsequenzen größer, wenn man schlechte Noten kriegt. Besonders wenn man auf ein gutes Collage will. Harnish: „Ich glaube, dass der Stress notwendig ist. Wenn Schüler diesen Druck nicht hätten, wären ihre Noten auch nicht so gut, weil sie dann keinen Antrieb hätten.“
Vom Mathebuch bis zur Englischlektüre hat Bridget auch alles immer in ihrer Schultasche dabei, weil zu wenig Zeit zwischen den Klassen ist, um Schulbücher im Spind zu suchen und noch pünktlich zur Klasse zu erscheinen. Das Gewicht ihrer Schultasche ist rekordverdächtig. Sie wiegt Kilo. „Es ist ja nicht so als, ob mein ganzen Leben nur aus Schule besteht. Ich habe ja auch noch Fußball, Volleyball und Kunst nach der Schule. An guten Tagen bin ich um 19 Uhr zuhause und muss dann noch Schulaufgaben machen.“
Wochenenden sind bei Bridget mit Fuß- und Volleyball spielen, Hausaufgaben, im Haushalt helfen und Familie voll ausgeplant. Wenn sie Glück hat, hat sie einen halben Nachmittag für Freunde Zeit. Allerdings redet sie mit ihnen meistens auch nur wieder über Schule und Klausuren.
Bridget erzählt auch, dass in der Schule schon manche die Mittagspause durcharbeiten, sodass sie zuhause nicht ganz so lang an ihren Aufgaben sitzen müssen. Und dann gibt’s da noch ein Problem: „Meine Freunde kommen manchmal nicht in die Schule, weil sie ihre Hausaufgaben nicht fertig gekriegt haben, und damit verpassen wir noch mehr Schule.“
Der beste Weg, Lernstress zu vermeiden, ist übrigens nicht alles auf den letzten Moment zu verschieben. Wenn eine große Arbeit ansteht solltet ihr immer vier, fünf Tage vorher mit dem Lernen anfangen – und beim Lernen alle 15 bis 20 Minuten kleine Pausen einschieben. Das A und O, Lernstress zu vermeiden, ist auch eine gute Organisation. Wer sie hat, schafft das alles.
Es stellt sich trotzdem die Frage, ob all das, was wir in der Schule lernen, wirklich für unser späteres Leben notwendig ist und ob wir durch die so unglaublich viel Zeit in Anspruch nehmende Schule nicht vielleicht auch wichtige Dinge wie Freundschaften, sozialen Umgang und Lebenserfahrungen vernachlässigen?
Doch egal, ob die zwölf bis 13 Jahren, die wir an der Schule verbringen, stressig sind oder nicht: Wir müssen alle da durch, Schule gehört nun mal zum Leben dazu.
Charlotte Maurer, Düsseldorf, International School Of Düsseldorf