Kommentar – Ist es zeitgemäß, wenn Schulen Computer als Lehrmittel einführen

Mitte des 20. Jahrhunderts führten Schulen weltweit einen Schreibmaschinenunterricht ein. Hervorgebracht hat es gute Sekretäre, Autoren und Dramaturgen. Es trägt also Früchte, wenn man Schüler früh mit den Arbeitsgeräten ihrer späteren Arbeit vertraut macht.

Heute, gut 50 Jahre danach, ist die Schreibmaschine fast nirgendwo mehr im Einsatz. Die moderne Welt nutzt den Computer zum Verfassen von Texten, Programmieren, Musik machen, etc… Doch darauf bereitet die Schule ein normales Kind heute nicht vor. Geschrieben wird immer noch in Hefte, gelesen wird aus Schulbüchern und digitale Musikproduktion ist ein Fremdwort. Gut, Programmieren kann man als Schüler heute tatsächlich in der Schule lernen. Doch was steht in den Curricula vieler Gymnasien der Sekundarstufe I? Programmieren eines Spielzeugroboters. Was nützt es einem Normalbürger, wenn er weiß, wie man einen Spielzeugroboter programmiert?
Ich will an der Stelle hier nicht den Informatikunterricht schlecht machen, sondern viel eher darauf hinweisen, dass die Technik reif ist, Schülern das Leben leichter zu machen. Und das wirklich leichter.
Hier dazu ein kleines Kalkül: Ein durchschnittliches Schulbuch wiegt etwa 400 Gramm. Wir haben bei uns an der Schule täglich fünf verschiedene Fächer. Macht im Maximalfall also zwei Kilogramm, die ein Schüler an Büchern mit sich rumschleppt. Dazu kommen pro Fach ein bis zwei Hefte. Damit sind wir schon bei circa drei Kilogramm. Hinzu kommen noch Grammatikwerke, Vokabelhefte, etc… Macht also 1,5 Kilo obendrauf. Damit sind wir bei 4,5 Kilo, die ein Schüler nur an Papier mit sich rumschleppt. Dazu kommen Stifte, Taschenrechner, und das Gewicht der Schultasche. Das sind 3,6 Kilo. Also 8,1 Kilo, die ein Schüler mit sich rumschleppt.
Und jetzt stehen dazu im Vergleich Tablets. Würde man statt eines Stapels materieller Bücher den eBook-Reader „Kindle“ von Amazon nehmen, der nur 215 Gramm wiegt, würde man gleich 1,785 Kilo Gewicht einsparen. Nähme man jedoch statt des Kindles das „iPad Air“ von Apple, mit dem man ja nicht nur lesen, sondern auch schreiben kann, könnte man sich auch noch gleich das restliche Gewicht der Hefte, Taschenrechner, usw. sparen. Das iPad Air wiegt laut Apple nur 437 Gramm.
Als Gegenargument ist da nur der Preis. Doch jetzt ist die Politik gefordert. Wenn das Land NRW beschließen würde für alle 1,8 Millionen Schüler der Sekundarstufe I und II ein Tablet zu kaufen, würde jede Firma Mengenrabatt geben. Und wenn sich Eltern das dann noch mit dem Land teilen könnten oder über die Steuer bezahlen, ist der Preis wirklich nicht sehr hoch. Und was ist sinnvoller? Jährlich ganze Stapel an Heften zu kaufen oder einmal ein teures Tablet kaufen und den Rest vom Ministerium gratis dazu zu kriegen. Am Ende würde der gleiche Preis rauskommen.
Ich kann den Politikern nur das Zitat von Maria Montessori von 1939 mitgeben: „Die Schulen, so wie sie heute sind, sind weder den Bedürfnissen des jungen Menschen, noch denen unserer jetzigen Epoche angepasst.“
Die Zeit ist reif für neu denkende Menschen!

Johann Lensing, 8c, Humboldt-Gymnasium Düsseldorf