Hinter den Kulissen des Fernsehsenders RTL herrscht Konzentration, denn der Regisseur Jürgen Wagner (50) und sein Team müssen in wenigen Minuten auf Sendung gehen.
Jeder ist angespannt und hofft, dass alles klappt wie geplant! Obwohl es eine große Herausforderung ist, lohnt es sich. „Es macht mich immer wieder stolz, wenn alles geklappt hat, so wie wir es uns gedacht haben!“, bestätigt Jürgen Wagner.
Es ist gar nicht so einfach, wie alle es immer denken. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie viele Leute an einer Live-Sendung beteiligt sind. Der Fernsehsender RTL hat zwei Komponenten in zwei Tochterfirmen aufgeteilt. Dies sind zum einen die Redaktion und zum anderen die Produktion. Beide Faktoren sind sehr wichtig für das Managen eines Senders wie RTL.
In der Redaktion müssen immer mindestens zehn Leute bereit stehen. Dort fängt alles an, denn hier sind Journalisten und Rechercheure beschäftigt, die Nachrichten und andere Medienbeiträge aufnehmen. Zusammen mit dem Regisseur Jürgen Wagner überlegen sie, welche Nachrichten wichtig für die Zuschauer sein könnten. Außerdem wird für den Planaufbau analysiert, wann welches Zielpublikum wahrscheinlich vor dem Fernseher sitzt.
Bei der Produktion wird das umgesetzt, was die Redaktion beschlossen hat. Dieses Team besteht meist aus 15 Leuten, die sich in Kamerateam und Technikteam aufteilen.
Auf Regisseur Wagner liegt dennoch die meiste Last. Doch das war nicht immer so, denn auch er fing einmal „klein“ an! „Auf den Job als Regisseur habe ich hingearbeitet, denn zu meiner Zeit gab es noch keine Ausbildung dazu“, so Jürgen Wagner. Er fing 1986 als Kameramann an, wechselte dann zur MAZ-Technik (magnetische Aufzeichnungen), später war er für das Editing (Zusammenschnitt von Sendungen) zuständig. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Jürgen Wagner vom Ablaufregisseur, der Arbeitsanweisungen umsetzt, zum Regisseur, der alle Anweisungen gibt.
Jetzt, als freiberuflicher Regisseur, beginnt sein Arbeitstag manchmal schon um 4 Uhr und dauert dann bis 12 Uhr. Eine andere Schicht beginnt am Nachmittag um 16 Uhr und endet erst um 1 Uhr nachts. Aber auch zu normalen Zeiten gibt es eine Schicht, die von 8:30 Uhr bis 18 Uhr andauert. In diesen Schichten ist es seine Aufgabe, alles genau zu planen, die Mitarbeiter zu motivieren, jedem Arbeitsanweisungen zu geben und darüber hinaus Fehlerquellen zu entdecken und herauszufinden, wie man diese beseitigen kann, um somit die Live-Übertragungen problemlos „über die Bühne“ zu bringen.
Doch auch das scheint im ersten Moment viel einfacher als es in Wirklichkeit ist. Sie kennen das bestimmt auch, wenn etwas mal nicht klappt oder sich etwas nicht so ergibt, wie man es sich eigentlich vorgestellt hatte?! So geht es Jürgen Wagner und seinem Team auch manchmal, denn auch er muss sich dann blitzschnell etwas überlegen. Sie können sich vorstellen, wie schwer das ist.
Diese Spontaneität braucht er nämlich genau in den Fällen, wenn beispielsweise eine Schalte zu einem Reporter, der in einem Krisengebiet vor Ort ist, auf Grund eines Stromproblems nicht funktioniert. So muss er den Beitrag auf später verschieben und etwas anderes zeigen, was normalerweise für später geplant war. Bei solchen Problemen wird dann ununterbrochen versucht, eine Verbindung zu diesem Reporter herzustellen.
Es gibt noch zahlreiche solcher Pannen, die immer wieder passieren können. Zum Beispiel wird ein falsches Bild eingeblendet oder der Moderator verspricht sich. Manchmal kann er dann sogar nicht mehr aufhören zu lachen…
Pannen wie diese gelangen auf so genannte Pannenbänder, die man sich immer wieder gerne ansieht.
„Darum liebe ich meinen Job, er wird nie langweilig und bringt trotz mancher Schwierigkeiten jedes Mal Überraschungen mit sich!“, erklärt Jürgen Wagner.
Theresa Koster, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium