Hunderte von kaufwütigen, dick-, zum Teil pelzbemäntelten Menschen strömen in einem irgendwie geordneten Chaos über die Königsallee in Düsseldorf. Ich stehe vor meiner Schule an der Kö und schaue dem gewaltigen Treiben zu. Dabei hupende Autos und viel Geschimpfe aus offenen Autofenstern.
Wohin wollen sie? Was treibt sie an, diese Menschen? Denken sie auf ihrem Weg an die schwangere Frau auf ihrem Esel und den Mann, der verzweifelt eine Stätte zur Niederkunft suchte? Was bewegt diese Menschen und was ist für sie Weihnachten?, frage ich mich. Umfragen haben ergeben, dass viele Menschen gar nichts mehr von der Weihnachtsgeschichte wissen. Sie kennen nicht diese berühmte Geschichte von dem Kind in der Krippe, den Hirten und den drei Königen. Und doch laufen sie und laufen und kaufen, doch irgendwie denke ich, wenn sie es aus Liebe tun, dann ist auch das Weihnachten.
Ich erinnere mich an die Erzählungen meiner Mutter, wie sie mit ihrem Vater und ihrer Schwester mit den Schlitten in den Wald ging, um beim Förster den Tannenbaum zu holen. Überhaupt klingen die Erzählungen der Eltern und Großeltern über die Weihnachtszeit sehr idyllisch und anheimelnd. Es gab Bratapfel, Maronen und selbstgebackene Plätzchen. Die Zahl der Geschenke war überschaubar. Ein paar neue Kleider für die Puppen, einen Schlitten, Brettspiele und andere ersehnte Dinge. Und die Kinderaugen glänzten in echtem Kerzenschein, nicht im blinkenden LED-Licht.
Heute dagegen – Apple meets Sony via „Pad“, „Pod“ und „PS3“. Kein Wunder, dass im Dickicht der Angebote Großeltern aus Verwirrung am liebsten Geld schenken. Das größte Geschenk, und dessen sollten wir alle gewiss sein, ist jedoch Weihnachten in Frieden und Freiheit zu erleben.
Fröhliche Weihnachten!!!
Vivian Eneas Micek, Düsseldorf, Gärres-Gymnasium