Energiediät: Fastenzeit auf Sparflamme

Selbstversuch: Statt komplett auf Nahrung zu verzichten, macht unsere Autorin in der Fastenzeit eine Energiediät. Beratend zur Seite stand ihr dabei der Texthelden-Partner, die Stadtwerke Düsseldorf.

Von Laura Patz

Physik war für mich in der Schule immer eine ziemliche Qual. Begriffe wie Kraft, Leistung und Energie haben mich aber vor allem deshalb gelangweilt, weil sie so abstrakt waren. Der Bezug zur Realität fehlte. Sicher geht es vielen von euch ähnlich. Dabei zeigen wir jungen Leute so viel Interesse an energiepolitischen Themen wie lange nicht – Stichwort: „Fridays For Future“. Aber nicht nur die Politik, auch wir selbst können aktiv werden.

Warum nicht in der Fastenzeit mal „Energie-Diät“ halten? Immerhin stammt laut eines Ratgebers des Umweltbundesamtes ein Viertel des CO2-Ausstoßes in Deutschland nicht aus den Bereichen Ernährung oder Mobilität, sondern aus Energie. Diese verbrauchen wir in Form von Strom oder Wärme, wenn wir kochen, heizen oder fernsehen.

Zurück ins Mittelalter?

Ich wage das Experiment. Gute sechs Wochen will ich während der Fastenzeit vor Ostern Energie sparen. Bei dem Gedanken verfalle ich leicht in Panik, bald in mittelalterlichen Zuständen hausen zu müssen. Werde ich ganz auf meinen Laptop oder die Heizungswärme verzichten müssen?

Nein, so extrem wird es nicht. Um den Stromverbrauch zu reduzieren, muss man allerdings erst herausfinden, welches die größten Stromfresser im Haushalt sind. Bei mir definitiv der Laptop, den ich aus Faulheit nur zuklappe. Eine andere langfristige Überlegung dreht sich um den Stromanbieter. Es gibt schließlich auch solche, die ihren Strom aus erneuerbaren Energien gewinnen. Damit spart man noch keinen Strom, schadet aber auch nicht dem Klima.

Statt täglich zu „netflixen“ und den Laptop stundenlang auf Stand-by zu lassen, fahre ich den Computer nach jeder Sitzung herunter und ersetze manchen Serien-Marathon durch Lesen. Es genügt außerdem, die Heizung abzustellen, wenn ich nicht zu Hause bin oder mein Zimmer lüfte, um Energie beim Heizen einzusparen. Eiszapfen hängen also noch nicht vor meiner Nase!

Neue Gewohnheiten

Auch das Herausziehen des Ladekabels nach dem Gebrauch wird schnell zur Gewohnheit. Ich bin euphorisch! Anders als zum Beispiel beim Verzicht auf tierische Produkte habe ich bei der Energiediät kaum mehr Aufwand als sonst. Bevor ich morgens gehe, nehme ich mir täglich nur fünf Minuten, um zu prüfen: Sind die Stecker gezogen, die Fenster geschlossen? Die meisten Veränderungen spielen sich aber in der Küche ab: Den Wasserkocher fülle ich nur noch mit so viel Wasser, wie in meine Tasse passt, und gebacken wird ohne Vorheizen bei Umluft. Profi-Tipp: Beim Saftpressen und Kaffeemahlen per Hand bekommt ihr ein gratis Workout vor dem Frühstück.

Aber auch ich bin fehlbar: Meine Leidenschaft – ein heißes Bad – lässt mich fast aus meiner neuen Rolle fallen. Wegen des hohen Energieverbrauchs sollte ich eher duschen. Einmal in der Fastenzeit gönne ich es mir trotzdem.

Ein bisschen Luxus und Faulheit sollten erlaubt, die Sparvariante der Normalfall sein. Tatsächlich hat mich in den vergangenen Wochen überzeugt, mit wie wenig Aufwand wir Energie einsparen können. Der regelmäßige Kontrollgang ist vielleicht etwas nervig, kostet aber wenig. Daher werde ich auch nach der Fastenzeit weiter „auf Sparflamme kochen“.

„Einschränkungen machen Unterschied“

Philipp Meidl ist für die Stadtwerke Düsseldorf als Energieberater unterwegs. Er weiß, wo Energiefresser 
lauern.

Kann eine Energiediät etwas bewirken?
Ja! Unter Energie fallen Strom, Heizung und Warmwasser, sodass sich Einschränkungen schnell bemerkbar machen. Das kann man vor allem am Stromzähler ablesen, wenn man ihn regelmäßig abliest. Auch auf der Rechnung sieht man einen kleinen Unterschied.

Wo können denn junge Leute Strom sparen?
Computer, PlayStation oder WLAN-Box sollten vom Stromnetz genommen werden, wenn wir sie nicht nutzen, also auch nicht im Stand-by-Modus lassen. DVDs guckt man besser nicht auf der PlayStation – die verbraucht das Fünffache eines DVD-Players.

Wie kann man denn genau feststellen, was im Haushalt am meisten Strom verbraucht?
Dafür gibt es Messgeräte. Die kommen in die Steckdose. Dann können einzelne Geräte angeschlossen und ihr Verbrauch kontrolliert werden. So etwas kann man sich als Kunde bei uns kostenlos ausleihen.