Das Therapeutische Reiten ist eine verhältnismäßig unbekannte Therapieform, wenngleich sie schon seit 44 Jahren angeboten wird. Bereits vor 200 Jahren wurde der gesundheitlich positive Effekt des Reitens auf Lungenerkrankungen in der Literatur erwähnt. Seither wird das Therapeutische Reiten in Deutschland angeboten.
Das Therapeutische Reiten ist eine Therapieform für alle Menschen, von ganz klein (ab zwei Jahre) bis ins hohe Erwachsenenalter. Die Reittherapie wird für fast jede chronische Erkrankung eingesetzt. Für die Reittherapie ist eine spezielle Ausbildung für Ausbilder und Pferd erforderlich.
Seit kurzem erst gibt es ein Ausbildungsangebot vom DKThR, die erste staatlich geprüfte Weiterbildung zur Fachkraft für heilpädagogische Förderung mit dem Pferd. Sonst ist der Beruf als Reittherapeut kein anerkanntes Berufsbild. Zurzeit üben mehr als 10.000 Menschen diesen Beruf aus und es werden immer mehr. Für die Ausbildung sollte man physiotherapeutische und medizinische Kenntnisse sowie Pferdeverstand besitzen.
Die Ausbildung des Pferdes besitzt auch einen hohen Stellenwert. Typische Pferderassen explizit für die Reittherapie sind: Haflinger, Tinker, Isländer und Shetlandponys. Die ausgewählten Therapiepferde haben meist ein Stockmaß um 150 Zentimeter; größere Tiere können eher Angst auslösen. Die Pferde sollten ruhig, geduldig, kontaktfreudig aber auch sensibel sein, denn grobe Pferde geben dem Patienten keine Geborgenheit. Bei der Ausbildung ist das Gelassenheitstraining sehr wichtig, denn Pferde sind häufig schreckhaft und werden auch als Fluchttiere bezeichnet.
Die Beziehung zwischen Pferd und Therapeut spielt bei der Therapie eine sehr wichtige Rolle. Zum Beispiel soll zu Beginn einer Therapiestunde der Patient auf das Pferd steigen. Dabei muss das Pferd ganz still stehen, um keine Angst beim Patienten auszulösen – wenn der Therapeut und das Pferd keine gute Beziehung haben und kein Vertrauensverhältnis besteht, könnte der Therapeut das Pferd nur mit Druck dazu bringen, ganz still zu stehen.
Klassische Erkrankungen, die mit Reittherapie behandelt werden, gibt es nicht. Vielmehr gibt es Therapieversuche bei einer Vielzahl psychischer Erkrankungen und auch körperlicher Behinderungen. Dazu gehören psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Essstörungen aller Art, sowie das Tic-Tourette-Syndrom. Die Therapie fördert außerdem die Motorik sowie das Erkennen von Grenzen oder Aggressionen. Natürlich gibt es für all diese Erkrankungen auch andere Therapieformen, aber die Reittherapie eignet sich besonders für „therapiemüde“ Kinder und Erwachsene, wobei insbesondere die Arbeit mit dem Tier den Patienten neue Einblicke eröffnet sowie neue Gefühls- und Erlebniswelten vermittelt.
Malou Krause, Düsseldorf, Cecilien-Gymnasium