Ein schüchterner Junge mit markanter Brille hat sich einen Platz in fast jedem Bücherregal jugendlicher Leser weltweit erobert. Was macht den jungen Zauberschüler so beliebt?
Harry Potter muss man nicht vorstellen. Auch wenn man selbst noch keinen der sieben Bände um den Schüler eines britischen Zauberinternats namens Hogwarts gelesen hat, hat man zumindest schon seinen Namen gehört, die Bücher verschenkt oder sich eine der Verfilmungen angeschaut. Was macht den Erfolg von Harry Potter aus? Die Antwort auf diese Frage scheint bei näherer Betrachtung und Lektüre so simpel wie genial und liest sich wie ein Rezept:
Man nehme eine Mischung bereits bekannter Helden wie „Die kleine Hexe“, „Merlin“, „Spiderman“ und andere samt ihrer Stärken und Schwächen, mische ganz alltägliche Probleme von Heranwachsenden hinzu, lasse die Hauptfigur und seine Freunde über sieben Schul- und Lebensjahre reifen und wachsen (parallel zum Leser!) und würze das Ganze mit viel Fantasie, Magie, Zauberei, Spannung, einem sehr bösen mordlustigen Gegenspieler namens Voldemort und vielen interessanten Nebenfiguren. Heraus kommt eine magische Mischung, die den Geschmack vieler Leser – auch den erwiesener Lesemuffel und Erwachsener – trifft und Lust auf mehr macht.
J.K.Rowling hat es geschafft, ihre jugendlichen Leser nicht nur über eine bestimmte Altersphase von zwei bis drei Jahren an ihre Romanfigur zu binden, sondern über ganze sieben. Wir begleiten unseren Helden Harry durch seine gesamte Schulzeit in Hogwarts, haben teil an seiner menschlichen und magischen Entwicklung und identifizieren uns immer stärker mit seinem Schicksal. Er ist eben gleichzeitig ein Held und ein Mensch wie jeder andere und dabei eher bescheiden als arrogant. Wie jeder „normale“ Heranwachsende hat er Probleme wie Selbstzweifel, Depressionen oder Liebeskummer. Das macht ihn zu einem von uns. Anfangs noch ein Außenseiter mit markanter Brille, mal auf der Stirn, und einem tragischen familiären Hintergrund, wie wir ihn schon von anderen Helden kennen, entwickelt er sich sehr schnell zu einem Jungen mit besonderen magischen Fähigkeiten, was ihm ein vollkommen anderes Leben eröffnet.
Zur Unterstützung hat ihm die Autorin zwei Freunde der besonderen Art zur Seite gestellt: Ron und Hermine. Auch diese machen eine Entwicklung durch. Der unscheinbare ängstliche Ron wächst mehr und mehr über sich selbst hinaus und wird zu einem mutigen und loyalen Freund. Zusätzlichen Halt findet der verwaiste Harry auch in Rons Großfamilie, bei der er in brenzligen Situationen immer Zuflucht findet. Auch Hermine als weiblicher Part durfte nicht fehlen, denn sie entwickelt sich von einer anfangs arroganten besserwisserischen Streberin zu einer fürsorglichen Freundin, die den ab und zu hitzigen Jungen mit Vernunft und Umsicht zur Seite steht.
Wie man es auch dreht- Harry Potter ist kein Zufallserfolg, sondern eine wohl durchdachte Romanfigur, die eine riesige Fangemeinde hat und kurz gesagt fast jeden verzaubert.
Nicolas Weber, Düsseldorf, Annette-V.-Droste-Hülshoff-Gymnasium