Ein Jahr Corona – Folgen für immer?

Von Anna-Maria Bosch, Klasse 8b, Bettina-von-Arnim-Gymnasiums, Dormagen

Im Zuge der Corona-Pandemie und der mit ihr verbundenen Einschränkungen lassen sich schon nach einem Jahr schwerwiegende Folgen für Kinder und Jugendliche in vielen Bereichen erkennen.

Den Ergebnissen der COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zufolge zeigt jedes dritte deutsche Kind zwischen 7 und 17 Jahren etwa ein Jahr nach Beginn der Pandemie psychische oder psychosomatische Auffälligkeiten. Durch den Vergleich mit einer Untersuchung aus dem vergangenen Sommer, an der wie bei der aktuellen Studie mehr als 1000 Kinder und Jugendliche und 1500 Eltern teilnahmen, wird deutlich erkennbar, dass sich die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen im Laufe der Pandemie immer weiter verschlechtert hat.

Laut Prof. Dr. Phil. Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der COPSY-Studie, hätten sich Sorgen und Ängste in der jungen Bevölkerung weiter verstärkt und depressive Symptome zugenommen. Dies sei auf die Herausforderungen der Pandemie und die damit im sozialen Leben einhergehenden Veränderungen zurückzuführen. Besonders betroffen sind Kinder sozial benachteiligter Elternhäuser oder Migranten. „Wer also schon vor der Pandemie Schwierigkeiten hatte und auch von den Eltern nicht gut unterstützt wird, der hat jetzt als Kind und Jugendlicher noch mehr Probleme“, so Ravens-Sieberer.

Schweizer Wissenschaftler befürchten sogar lebenslange Nachteile und fordern eine zielgerichtete Unterstützung besonders anfälliger oder sozial schwacher Familien. Auch der Weimarer Kinderarzt Dirk Rühling erkennt: „Wenn es in der Familie verdeckt schon Defizite gab, dann kommen sie jetzt im Lockdown zum Vorschein.“ Da die Familien während eines solchen Lockdowns mehr Zeit als zuvor miteinander verbringen, kommt es vermehrt zu Streit. Jedes vierte Kind berichtete von mehr Ärger zu Hause. Fachleute befürchten, dass besonders während eines Lockdowns mehr Gewalt in Familien auftritt, was einige Berichte bestätigen. Jedoch ist zu vermuten, dass eine große Zahl von Fällen unentdeckt bleibt.

Hinzu kommt die Aneignung schlechter Essgewohnheiten, die unter anderem auch auf die psychische Belastung zurückzuführen sind. Dirk Rühling berichtet von immer mehr übergewichtigen Kindern und Jugendlichen in seiner Praxis und verweist auf körperliche Folgeschäden. Einmal erlernte Essgewohnheiten setzen sich häufig im Erwachsenenalter fort und bringen entsprechende Folgekrankheiten mit sich. Die ungesunde Ernährung wird auch durch den drastisch erhöhten Medienkonsum begünstigt. Schweizer Experten diagnostizierten sowohl bei Jugendlichen als auch bei Kleinkindern im Alter von null bis drei Jahren, denen der Zugang zu digitalen Medien bereits gewährt ist, eine wachsende Sucht nach digitalen Beschäftigungen. Aus einer repräsentativen Studie der Uniklinik Hamburg-Eppendorf UKE und der Krankenkasse DAK geht hervor, dass die mediale Spieldauer um 75 Prozent an den Werktagen gestiegen ist. Das entspricht einer durchschnittlichen Spielzeit von 139 Minuten pro Tag, während die Mediennutzung am Wochenende sogar täglich 193 Minuten beträgt.

Neben den psychischen und körperlichen Folgen der Corona-Krise beklagt das UN-Kinderhilfswerk UNICEF eine katastrophale Bildungskrise. Bereits während des ersten Lockdowns war es vielen Kindern und Jugendlichen nicht möglich, am Distanzunterricht teilzunehmen, etwa weil die nötige technische Ausstattung nicht gewährleistet oder ein Lernen im eigenen Haushalt einfach nicht möglich war. „Die schiere Zahl der Kinder, die monatelang keine Lernmöglichkeit hatten, weist auf eine globale Bildungskrise hin“, teilte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Force mit.
 Besonders betroffen sind auch hier Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund oder aus sozial benachteiligten Familien. In Schulen ist den Heranwachsenden ein Austausch mit Gleichaltrigen möglich, sie erhalten Unterstützung und das Angebot einer warmen Mahlzeit. Diese Hilfen fallen jedoch in der Krise weg.

All diese Hürden der Corona-Pandemie sind vor allem für Kinder und Jugendliche von großer Tragweite. Da bereits nach einem Jahr beachtliche Folgen in vielen Bereichen zu erkennen sind und ein Ende der Krise noch nicht abzusehen ist, sind immer gravierendere Schäden zu vermuten. Experten forschen weiter mit der Aussicht, die endgültigen Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche erst in einigen Jahren feststellen zu können.
 Um dennoch die Gefahr zu verringern, dass die beschriebenen Folgen der Krise für Kinder und Jugendliche für immer bleiben, gilt es, sie besonders in den Blick zu nehmen und ihnen und ihren Familien bei der Bewältigung der Alltagsprobleme zu helfen.

Tipps:

Vor allem die Jüngeren werden durch die Corona-Krise besonders belastet.
 Was in dieser Zeit hilft:

  • Tagesablauf klar strukturieren (selbst-designte Pläne wirkend motivierend)
  • Lern- und Bewegungspausen an der frischen Luft machen
  • Möglichst gesunde Ernährung (Durchführung einer 
gesunden Koch-Challenge)
  • Klare Schlafenszeiten festlegen
  • Dauer der Mediennutzung genau festlegen (die Einführung 
eines Zeitgutschein-Systems fördert die überlegte 
Mediennutzung)
  • Gemeinsamer Tagesbeginn mit einem leckeren Frühstück
  • Feste handylose Zeiten der ganzen Familie (Zur Sicherheit 
Handys in eine verschlossene Kiste legen)
  • Über Sorgen und Ängste reden (mit der Familie oder z.B. 
Nummer gegen den Kummer 116111)
  • Die kleinen Dinge genießen (Jeden Abend aufschreiben, 
was heute schön war)