Was anfangs von vielen Erwachsenen belächelt wurde und vor allem Kinder-augen größer werden ließ, ist mittlerweile eine Wissenschaft für sich: Computer- und Videospiele. An der Universität Bayreuth kann man sie ab dem kommenden Wintersemester sogar studieren.
Vor einigen Jahren traf man sich zum Spielen noch draußen auf dem Spielplatz. Mittlerweile muss man nicht mehr vor die Tür gehen, um mit seinen Freunden zu spielen. Man schmeißt einfach den Computer an und trifft sich in der virtuellen Welt. Dort misst man sich in vielen Disziplinen oder spielt im Team mit-einander. Das hängt immer vom Spiel ab. Doch kann man dieses Freizeitvergnügen auch studieren?
Ja, man kann. Nämlich an der Universität Bayreuth. So lässt es zumindest der Master-studiengang Computerspielwissenschaften vermuten. Aber es kann doch nicht sein, dass man in anderen Studiengängen Theorie pauken muss und hier das Vergnügen studiert. Wo also steckt die Wissenschaft in diesem Studien-gang?
Natürlich wird in den Computer-spielwissenschaften mehr gelehrt, als stundenlang vor dem Computer sitzend zu spielen. Das Medium Videospiel und das Phänomen des virtuellen Spielens werden hier auf sozialer Ebene untersucht. Die Leitfrage dabei lautet: Wie verändern Videospiele unsere Kultur und welchen Einfluss haben sie auf die Gesellschaft? Informatik und Medienwissenschaften bilden dabei die Schwerpunkte des Studiums. Neben dem sozialen und wirtschaftlichen Aspekt der Videospiele finden auch Kurse zur Gestaltung eines Videospiels statt.
Doch wo bleibt das Spielen in diesem Studiengang? In diesem Aspekt werden Videospiel-Verrückte enttäuscht. Denn zum Spielen selbst muss man sich mit seinen Kommilitonen außerhalb der Universität treffen. Und dabei können auch keine zusätzlichen Punkte für den Studiengang gesammelt werden. Wer also spielen möchte, ist herzlich willkommen, das Spielen selbst ist und bleibt aber ein Freizeitvergnügen.
In Verknüpfung mit dem theore-tischen Teil des Studiums programmiert man allerdings auch Spiele selbst. So lernt man, was ein Video-spiel auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene ausmacht und kann diese Aspekte dann in ein selbst gestaltetes und eigens programmiertes Spiel umsetzen.
Weil das auf experimenteller Ebene geschieht, werden die Spiele dem Indie-Genre zugeordnet. Der Ausdruck stammt von dem englischen Wort „independent“, was so viel wie „unabhängig“ bedeutet. Indie-Games sind meist Spiele, die häufig von kleinen Firmen oder sogar einzelnen Personen entwickelt und vermarktet werden.
Die Uni Bayreuth ist momentan die einzige Universität Deutschlands, die den Studiengang Computerwissenschaften anbietet. Der Fachbereich ist seit vielen Jahren im Bereich Gaming tätig und verfügt neben vielen Spielen auch über die zugehörigen Konsolen. Von der X-Box One und Playstation 4 bis zu alten Arcade-Automaten sei alles dabei, erklärt der Leiter des Studiengangs Prof. Dr. Koubek. Er ist der Mann, der hinter diesem Studiengang steht, und betreut ihn federführend.
Neben den Konsolen und den Spielen zeichnet sich die Uni auch durch eine eigene E-Sport-Gruppe aus. Hier wird professionell gezockt, als Sportart gilt E-Sport in Deutsch-land allerdings nicht. Außerdem hat der Fachbereich Gaming einen eigenen Youtube-Kanal namens Level UB. Während des Studiums finden alle 14 Tage Spiele-abende statt, zu denen jeder Student herzlich willkommen ist.
Ab dem Wintersemester 2015/2016 startet der Masterstudiengang Computerspielwissenschaften zum ersten Mal. Voraus-setzungen sind ein Bachelor-abschluss und das Bestehen einer Eignungsfeststellung. Alle Informationen gibt es unter: computerspielwissenschaften.uni-bayreuth.de
Jasha Husic, 8a, Geschwister-Scholl-Gymnasium Düsseldorf