Nordatlantik, 14. April 1912. Auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York rammt die „RMS Titanic“, damals das größte und prunkvollste Schiff der Welt, einen Eisberg. Der Ozeanriese sinkt und reißt mehr als 1500 Menschen in den Tod – ein Drama unvorstellbaren Ausmaßes, das die gesamte Welt erschüttert.
Seitdem wird immer wieder der Vorwurf laut: Das Schiff der britischen Reederei White Star Line verfügte nicht über genügend Rettungsboote. Missachteten die Konstrukteure Sicherheitsbestimmungen, nur um Geld zu sparen? Unfassbar, aber wahr: „Die Zahl übertraf sogar die Vorschriften“, erklärte Malte Fiebing-Petersen, Vorsitzender des Deutschen Titanic-Vereins. „Das Schiff hätte laut Gesetz nur Rettungsboote für 756 Personen mitführen müssen.“ Die Richtlinie stammte aus dem Jahr 1896 und legte nicht die Passagierzahl, sondern die Tonnage der Schiffe zugrunde. Fiebing-Petersen: „Damals galt die Kategorie ‚Über 10.000 Bruttoregistertonnen‘ als höchste vorstellbare Größe für Passagierschiffe. Die ‚Titanic‘ hatte allerdings rund 45.000 Bruttoregistertonnen.“
Die damaligen Gesetze zeugen von allzu großer Sorglosigkeit. Und die hochmoderne „RMS Titanic“ mit ihren wasserdichten Schotten galt sowieso als unsinkbar. Wäre der Ozeanriese mit voller Kapazität von 2400 Passagieren und 900 Besatzungsmitgliedern gefahren, hätten rechnerisch mindestens 63 Rettungsboote zur Verfügung sehen müssen.
Bei der Jungfernfahrt waren es aber gerade mal 20: 14 reguläre Rettungsboote, zwei Notfallkutter sowie vier Faltboote. Sie boten Platz für genau 1178 Menschen. Was sich damals an Deck des britischen Luxusliners abspielte, kennen wir aus dramatischen Filmen. Zunächst blieben die Passagiere erstaunlich gelassen. Die „Titanic“ sei ja sicher, so die vorherrschende Meinung. Jedenfalls sicherer als die zerbrechlich wirkenden Beiboote. „Statt der teilweise möglichen Kapazität von 65 Passagieren wurden viele Boote nur zur Hälfte besetzt“, sagt Malte Fiebing-Petersen (www.titanicverein.de). „Eines der für 40 Passagiere ausgelegten Faltboote wurde sogar bereits gefiert, als sich darin nur zwölf Personen befanden.“ Erst später brach an Bord des sinkenden Schiffs Panik aus.
Mehr als 1500 Menschen mussten erst im eisigen Wasser des Atlantiks sterben ,bevor neue Gesetze kamen. Fiebing-Petersen: “ Nach Abschluss des britischen Untersuchungsausschusses wurden die Plätze an die maximale Zahl von Passagieren und Crew gekoppelt.“ Der Deutsche Reichstag zog schon bald nach, denn auch im Kaiserreich waren die Gesetze völlig veraltet.
Tim Niklas Buchholz, 8a, Städt. Realschule Hückeswagen Hückeswagen