Zwei Schülerinnen in einer Behindertenwerkstatt – Ein Mensch ohne Macke ist kacke

„Ein Mensch ohne Macke ist Kacke“- so lautet das Motto der Lebenshilfe. Wir, zwei Schülerinnen des Leibniz-Gymnasiums waren zu Besuch in der Behinderten-Werkstatt in Solingen.

Zuvor hatten wir uns alles kalt und abweisend, wie im Krankenhaus, vorgestellt. Doch alles ist wohnlich und menschennah eingerichtet und ähnelt einem Kindergarten. Draußen hängen Kleiderhaken und es gibt Spinde und innen gibt es eine eigene kleine Küche und bemalte Fenster, sowie ein Bett und ein bequemes Sofa. Die Werkstatt ist zweigeteilt. Einmal der Teil, wo die geistig Behinderten, die in der Lage sind zu arbeiten, in einer normalen Werkstatt die Aufträge erledigen. Der Teil der schwer geistig Behinderten ist dann wieder in kleinere Gruppen, bestehend aus 12 Behinderten und zwei Betreuern, aufgeteilt. Die schwer geistig Behinderten sind nicht in der Lage, Aufgaben, wie wir sie machen, zu verrichten.
Der Tagesablauf ist immer gleich. Es gibt eine Art Stundenplan, den die Gruppenleiter selbst erstellen und an den sie sich auch halten müssen. Zwischen 7.30 Uhr und 8 Uhr werden die Behinderten mit dem Bus oder von Familienangehörigen zu der Werkstatt gefahren. Dann gibt es jeden Tag um 9 Uhr Frühstückspause. Um 16 Uhr werden sie dann wieder abgeholt und entweder in ein Behinderten-Heim oder nach Hause gefahren.
Dazu haben wir Frau Schuhmacher, die mit einer der Gruppe schwer geistig Behinderter arbeitet, interviewt. Sie sagt, dass sie bereits seit 13 Jahren mit Behinderten arbeitet, um der Gesellschaft etwas Gutes zu tun. Acht Stunden fördert sie die Behinderten und lobt sie für das, was sie tun. Aber sie erzählt uns, der Job sei anstrengend, weil sie ständig ein Auge auf alle haben und die Behinderten pflegen müsse. Die meisten haben wohl auch Autoagressionen. Das heißt, dass sie sich selber Schmerzen zufügen, um sich zu spüren, wobei dies dem Spannungsabbau dient. Sie nehmen die Umwelt ganz anders wahr. Sie haben kein Gefühl für Gefahren und denken auch ganz anders. Aber sie würden sich niemals selbst leid tun. Insgesamt war der Besuch in der Werkstatt sehr interessant für uns. Es war sehr lehrreich und hat unsere Meinung zu den Behinderten verändert.

Lucienne Bernardez Da Silva, Judith Mergler, 8b, Leibniz-Gymnasium, Düsseldorf