Soziales – Geben und Nehmen

Der Tag ist bitterkalt, der Regen prasselt nieder und die Sonne ist sowieso schon lange weg, und trotz alledem findet man in einer Ecke des Bockumer Platzes in Krefeld eine gut gelaunte Großmutter, ihre Tochter und ihr Enkelkind, wie sie aufgeregt in einem dort aufgestellten Häuschen rumstöbern. Diese Häuschen, genannt Givebox, findet man inzwischen in vielen Städten Deutschlands, unter anderem auch in Düsseldorf.

Das Prinzip ist simpel und doch genial: Im telefonzellenartigen Holzgestell kann sich jeder Mensch ganz nach Belieben Gegenstände nehmen sowie Gegenstände hergeben. Auch Daniel, ein Passant, kann vor der Givebox nur staunen. „Nein, das kannte ich bisher noch nicht, aber eine coole Idee ist es auf jeden Fall“, sagt er, und auch seine kleine Tochter ist begeistert: „Papa, muss ich denn nichts bezahlen?“

Barbara kennt die Givebox schon länger und hat auch schon öfters mal Gebrauch davon gemacht: „Eine schöne Gießkanne aus Edelstahl habe ich hier mal gefunden und eine Teekanne aus Porzellan. Dies und das habe ich selber auch schon reingelegt“, wird munter erzählt. Besonders bemerkenswert findet sie, wie schön ordentlich die Givebox immer ist, und tatsächlich: Man könnte vielleicht denken, dass die Givebox mit der Zeit zu einer einzigen Mülltonne wird, doch keinesfalls! Eine Gruppe Freiwilliger sorgt dafür, dass sie immer tipptopp aufgeräumt ist und dass auch wirklich nur brauchbare Sachen reinkommen, nicht also zum Beispiel schmuddelige Bücher oder verdreckte Klamotten. An einem großen Haufen Sperrmüll ist schließlich niemand sonderlich interessiert.

Auch ich habe mich mal umgeschaut, was bei mir so Staub sammelt. Entbehren konnte ich ein paar Spielsachen, die qualitativ zwar noch hochwertig waren, die ich aber seit Jahren nicht mehr benutzt habe, und eine Handy-Hülle, die ihren Zweck nicht mehr erfüllt, seit ich mir ein neues Taschentelefon zugelegt habe. Nur wenige Augenblicke, nachdem ich das ganze Zeug in die Givebox gelegt habe, kommt eine Mutter mit ihrem Kind vorbei, und war auch das Elternteil weniger ansprechfreundlich, der Sprössling drehte sich um, strahlte mich an und kicherte: „Guck mal!“ In ihren ausgestreckten Armen hielt sie die Spielpuppe, die ich gerade eben erst in die Givebox gelegt hatte. Auch alles andere, was ich reingelegt hatte, hatte am nächsten Tag schon einen neuen Besitzer gefunden. Ein gutes Gefühl ist das, im eigenen Zimmer lag es da bloß so rum und in der Givebox macht es anderen Freude.

Valentin Hann, Düsseldorf, International School Of Düsseldorf