Rheinbahn – Volle Bahnen, genervte Fahrgäste

Frierend stehe ich mit einem Haufen anderer Leute an der Bahnhaltestelle. Auf der beleuchteten Anzeigetafel steht schon seit vier Minuten „sofort”, aber wo bleibt denn nun die Bahn? Als die U 79 endlich einfährt, schaut die Masse der Heinrich-Heine-Allee-Einsteiger durch die Fenster der Bahn und hofft, dass es noch genug Platz gibt, um sich reinzuquetschen. Vielleicht komme ich heute zum ersten Mal in der Woche zeitig ins Klassenzimmer? Noch weiß ich es nicht.

Die Wagen der Rheinbahn sind oft einfach zu voll. Und das nicht nur in Messewochen oder in der Weihnachtszeit, sondern tagein, tagaus. Das ist dem Rheinbahnsprecher Georg-Thomas Schumacher auch bewusst. „Wir haben wachsende Kundenzahlen, was auch sehr schön ist. Doch sind wir an einem Punkt angekommen, wo wir tatsächlich gerne mehr Fahrzeuge hätten“, sagt Schumacher. „Entweder nächstes oder übernächstes Jahr werden wir neue Wagen bestellen.” Doch wird es dann noch „drei bis fünf Jahre“ dauern, bis die Bahnen fahren. Das liegt nicht nur an langen Lieferzeiten, sondern auch an erschreckend langwierigen Planungs- und Vorbereitungsarbeiten.

Zuletzt wurden vor 20 Jahren neue Bahnen angeschafft. Seitdem hat sich die Anzahl der Rheinbahnnutzer von 160 Millionen auf 215 Millionen pro Jahr erhöht, laut Herrn Schumacher. Das ist eine Steigerung um 35 Prozent. Klar, dass da Engpässe entstehen, auch wenn in der Zwischenzeit die alten, hellgelben Bahnen aufgerüstet und modernisiert wurden, so dass sie jetzt in Hellgrau lackiert wieder im Einsatz sind und den Engpass überbrücken helfen.

Zur Zeit sind auf Düsseldorfs Straßen 400 Busse und 300 Bahnen unterwegs. Zur Rush Hour, zwischen 7.30 und 8.30 Uhr, werden alle Fahrzeuge eingesetzt. Trotzdem sind es zu wenige. Die Rheinbahn versucht Passagiere zu motivieren, außerhalb dieser Stoßzeit die Bahn zu nehmen und bietet deswegen ein billigeres „9 Uhr Ticket“ an. Das kommt für Schüler und die meisten Arbeitnehmer natürlich nicht in Frage, doch für Touristen und Leute, die einkaufen gehen.

Ein anderer Faktor, der die Bahnfahrer auf der Linie U79 unzufrieden stimmt, sind unzuverlässige Ankunftszeiten. „Die Bahnen fahren mitten im Stadtleben”, sagt Schumacher. Dieses Stadtleben beinhalte Unfälle, Falschparker, Baustellen und ähnlich Unvorhergesehenes. Auch wegen dieser „externen Faktoren” sei die Bahn oft unpünktlich.

Eine Umfrage unter den Schülern meiner Schule ergab, dass von den 49 Prozent, die jeden Tag mit der Bahn fahren, 70 Prozent die Bahn zu voll finden. Die Mehrheit von diesen 70 Prozent sagt, dass es morgens am schlimmsten ist. Durch Überfüllung und Unpünktlichkeit der von ihnen benutzten öffentlichen Verkehrsmittel sind sie genervt.

Gut ist: Die Rheinbahn hat das Problem erkannt und will die Situation verbessern. Schade: Es dauert noch Jahre, bis die zusätzliche Bahnen zu einem verbesserten Service für die Fahrgäste der U79 führen. Es bleibt zu hoffen, dass sich bis dann die Anzahl der Bahnbenutzer nicht noch weiter wächst.

Johanna Diemer, Düsseldorf, International School Of Düsseldorf