Im letzten Jahr hat die Weltbevölkerung eine deutliche Preissteigerung bei den Lebensmitteln erlebt. Die wachsende Nachfrage nach Rohstoffen der Landwirtschaft lässt die Preise im Supermarkt ansteigen.
Im Billig-Discounter beschwert sich der zweifache Familienvater Holger Wirts (42) über die Ausgaben für „das tägliche Brot“: “ Ich habe gerne Vollwertbrot mit Käse gegessen. Dazu legen meine Frau und ich wert auf frisches Obst und Gemüse für unsere Kinder. Aber diese Nahrungsmittelpreise sind „Abzocken“. Schuld an der Misere ist die weltweite Knappheit an Lebensmitteln.
Wie ist es beim Getreide? Getreide erlebte in der Ernte 2007einen so rapiden Preisanstieg wie noch nie in den letzten 25 Jahren. Plötzlich kosteten 100 Kg Weizen mehr als das Doppelte des Vorjahres, also über 24 Euro.
Die Gründe dafür sind neben dem verstärkten Einsatz von Getreide für die Ethanolherstellung und den Wetterkap-riolen (Dürre in Australien, Frühjahrstrockenheit in Europa) die leergefegten Vorratslagerung auf dem gesamten Globus. Aber auch der steigende Bedarf an Lebensmitteln durch die wachsenden und sich entwickelnden Märkte, besonders in Asien, spielt eine entscheidende Rolle. So kommt es zum Fluss von Nahrungsmitteln nach Osten.
Wie steht es mit um die Milch? Bei der Milchpreiserhöhung gibt es andere Gründe. Die meisten gehen davon aus, dass die Milchbauern nun auch mehr Geld erlösten und dadurch der Preis so in die Höhe schoss. Milchbauer Heinz Theunissen streitet diese Be-hauptung energisch ab: „Bei uns kommt nichts von dem Geld an, was im Supermarkt den Kunden abgezockt wird, auch wenn der Ladenpreis schon wieder gesunken ist. Die Preise hatten ein kurzes Hoch, aber nach 3 Monaten war dies schon wieder vorbei.“ Damit behält Milchbauer Theunissen Recht.
Im Zuge der globalen Verknappung wurde der Rohstoff Milch teuer. Die Preisanstiege in der Kühltheke kamen rasch. Mit Verzögerung freuten sich die lange gebeutelten Milchbauern über produktionsdeckende Preise von 40 Eurocent pro Liter. Doch die zähen und hartnäckigen Verhandlungen des Lebensmitteleinzelhandels im Frühjahr ließen diesen Hoffnungsschimmer wieder erlöschen.
Schnell reagierte die EU mit der Erlaubnis für die Landwirte, 2 % mehr Milch zu ermelken und abzuliefern. Genau wissend, dass Kühe im Frühjahr viel Milch geben, sodass die Anlieferung ansteigen werde, zwangen die Lebensmitteldiscounter die Molkereiwirtschaft bei den anstehenden Preisverhandlungen in die Knie. Leidtragende werden die Produzenten, die Milchbauern, sein.
Wie ist es beim Fleisch? Schweine- und Rindfleisch sind zur Zeit noch in ausreichendem Maße am Markt. Saisonbedingt gibt es Schwankungen. Doch in der Regel sind die Zeiten für Rinder- und besonders für die Schweinehalter ruinös. Auch sie müssen mit extrem gestiegenen Preisen für Energie und Getreide (Futtermittel) produzieren, obwohl die Schlachttiererlöse stagnieren oder sogar noch gesunken sind. Die Schweinehalter haben durch die Verluste der letzten 2 Jahre ihre finanziellen Reserven aufgezehrt und müssen bei den Banken Kredite aufnehmen, um auf bessere Preise hoffen zu können. Diese Situation herrscht weltweit in der Schweineproduktion. In Zukunft werden aber auch die Fleischpreise deutlich steigen, denn die Kapazitäten in der Schweineproduktion werden deutlich heruntergefahren.
Verständlich ist der Ärger des Verbrauchers über die gestiegenen Lebensmittelpreise. Aber die letzten dreißig Jahre betrachtend gibt der Arbeitnehmer in Deutschland nur noch ca. 11% für die Lebensmittel aus. Im Rahmen der Globalisierung wird sich der Verbraucher auf stärker schwankende Preise auch für Nahrungsmittel einstellen müssen. Doch die wahren Leidtragenden sind die Bewohner der ärmsten Länder in der Welt (Afrika, Südarmerika…).
Max Wilmsen, Goch, Coll. Augustinianum Gaesdonck