Eine Glosse über die Rockband – „Roling Stones“ im Rollstuhl

Kranenburg, Sommer 2007. Alle Bewohner des Altenheims stoßen verzückte Schreie aus. Sie werfen ihre Krückstöcke hoch, fallen aus ihren Rollstühlen und sich gegenseitig um den Hals. Was ist los in Kranenburg? Eine neue Variante von Vogelgrippe?

Möglich, eingeschleppt von den Wildgänsen in Düffelt. Doch ich höre immer dieselben Sprachfetzen: „Nijmegen, Konzert, rollende Steine –Nein- „Rolling Stones“. Mir ist es unmöglich, einen erklärlichen Zusammenhang zu finden. In unserem Nachbarland findet man eher Tulpenfelder als Felsabhänge.

Doch googeln bringt mir die Antwort: Unter Rolling Stones versteht man eine Rockband vom letzten Jahrtausend und ihre Tournee führt sie auch nach Nijmegen. Wahrscheinlich unmittelbare Nachfahren von Fred Feuerstein. Männer von vorgestern, die durch die Provinz dackeln. Hoffen wir mal, dass deren zahlreiche Krankenpfleger auch an ausreichend Pillen gedacht haben, um sie bei Laune zu halten.

Im Drogenkonsum könnte ihnen höchstens Pete Doherty konkurrieren. Mit ihren Geschichten und Skandalen kaperte die Rockband die Berlinale, das Fernsehen und das Internet. Eigentlich unverschämt, denn dieses wurde schließlich nach ihrem Pensionseintritt erfunden. Sie sind unverwüstlich, wie rollende Steine halt. Nunja, mittlerweile sind es ja eher kriechende Steine. Ihre Konzerte sind rituelle Events, vergleichbar mit denen von Tokio Hotel. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass am Ende der Show keine Reizwäsche, sondern Gebisse und Krückstöcke auf der Bühne gefunden werden.

Meine Oma war bei den ersten Konzerten der Versteinerten gerade erst 20. Es ist zu befürchten, dass selbst meinem Enkel noch der Steinschlag droht. Museum life. Verwitterte Statuen on tour. Nur der Rolli rollt noch. Das Alter der Stones dürfte dann satt dreistellig sein. Tja, das Leben ist halt kein Wunschkonzert. Das Leben ist steinig.

Iris Joosten, Goch, Coll. Augustinianum Gaesdonck