Noch nie gab es so viele Kochshows wie heute: Über 50 Sendungen wurden im Jahr 2007 jede Woche im Fernsehen ausgestrahlt.
Die Köche versuchen die Menschen an den Fernsehgeräten für das Kochen zu begeistern. Egal, ob Tim Mälzer, Johann Lafer oder Ralf Zacherl den Kochlöffel in die Hand nehmen – alle wollen die Botschaft vermitteln: Kochen macht Spaß! Leider erzielen die Fernsehköche damit nicht den gewünschten Effekt.
Die Deutschen kochen immer weniger selbst, wie Untersuchungen belegen. Durchschnittlich jeden dritten Tag nehmen sie sich lediglich eine halbe Stunde Zeit, um die drei täglichen Mahlzeiten zuzubereiten. Viele Menschen bestellen ihr tägliches Essen vorwiegend beim Lieferservice, weil es „Zeit spart und einfach praktischer ist“.
Vor allem die 20–29-Jährigen sowie Zwei-Personen-Haushalte nutzen diese schnellen Mahlzeiten. Ihnen fehlt es oft an den einfachsten Grundkenntnissen und der Zeit zum Kochen. Dies ist ein ganz wichtiger Faktor: Wer will, wenn er geschafft von der Arbeit nach Hause kommt, denn noch kochen? Das ist der Lieferservice genau das Richtige: Geringer Aufwand, schmecken tut es auch noch gut, der Preis geht in Ordnung – so wird argumentiert.
Und was bringen da die täglichen Kochshows? Ganz einfach: Sie bieten gute Fernsehunterhaltung. Aber selbst zum Kochlöffel zu greifen, dazu animieren sie die Deutschen nicht. Den meisten Zuschauer fehlt es ganz einfach an den nötigen Grundkenntnissen und Kochutensilien wie z.B. Gewürzen. Das erhoffte Nachkochen der Gerichte bleibt daher aus. „Die Deutschen schauen Kochsendungen, um selber nicht kochen zu müssen“ – so bringen es Soziologen auf den Punkt. Also: Die Kochshows sind keine Anleitung zum Kochen, sondern machen „Bock“ auf das Kochen als Fernsehunterhaltung.
Tobias Rose, Goch, Coll. Augustinianum Gaesdonck