Einsam und allein stehen Obdachlose vor Rewe, Aldi und anderen Läden. Autos rauschen vorüber und die Leute schieben ihre ratternden Einkaufswagen an ihnen vorbei in den Laden, wo Wärme und angenehme Düfte von frischem Brot in der Luft liegen. Die Obdachlosen aber stehen draußen in der Kälte, die an der ganzen Stadt nagt, und warten auf Kunden, die in Eile hin und her hetzen. Wir treffen sie jeden Tag vor den Läden und in Einkaufsstraßen und wir wissen noch nicht einmal, wie lange sie dort immer stehen.
Einer, der hinschaut und sich für die Not der Obdachlosen interessiert, ist Bruder Matthäus. Er kannte Hilfsprojekte für Obdachlose aus anderen Städten und zusammen mit Hubert Ostendorf, dem Geschäftsführer und Chefredakteur von FiftyFifty, hatte er die Idee: „So etwas können wir hier in Düsseldorf auch!“ So gründeten sie 1995 das Straßenmagazin FiftyFifty und bauten damit die Obdachlosenhilfe in Düsseldorf auf. Bislang haben 3.000 Obdachlose dadurch wieder eine Wohnung bekommen und im Franziskanerkloster an der Immermannstraße gibt es für viele eine warme Mahlzeit. Für seinen Einsatz für die Menschen am Rande unserer Gesellschaft ist Bruder Matthäus nun zum „Düsseldorfer des Jahres“ gewählt worden.
Wir machen uns auf den Weg, mehr über dieses Projekt zu erfahren. Zögernd betreten wir den großen Raum an der Jägerstraße, in dem sich FiftyFifty befindet. Viele Fragen haben wir mitgebracht, die nun beantwortet werden: FiftyFifty gibt es nicht nur in Düsseldorf, sondern auch in anderen Städten. „FiftyFifty finanziert sich selbst“, sagt Magdalene Risch, eine Mitarbeiterin, „aber Spenden nehmen wir auch gerne an!“ Mit den Spenden werden nicht die Mitarbeiter bezahlt, sondern nur die Hilfen finanziert. Obdachlose und Arbeitslose können hierher kommen und sich Zeitungen kaufen. Sie bezahlen für eine Zeitung 90 Cent. Beim Verkauf kostet diese 1,80 Euro. Daher kommt der Name „FiftyFifty““, da der Gewinn gerecht geteilt wird.
Es gibt verschiedene Gründe, warum die FiftyFifty-Verkäufer die Zeitung anbieten. Ingo, der jeden Tag vor einem Laden an der Tußmannstraße steht, erzählt: „Ich habe 33 Jahre gearbeitet, aber dann konnte ich nicht mehr. Jetzt hilft mir FiftyFifty.“ Detlef, ein anderer Verkäufer, erklärt uns: „Ich war arbeitslos und Hartz IV hat einfach nicht ausgereicht. Also habe ich mich mit zehn Zeitungen auf die Straße gestellt.“
Doch mit dem Zeitungsverkauf bekommen sie nicht nur Geld für ihren Lebensunterhalt, sondern auch wieder etwas Würde. „Meistens sind die Leute freundlich und freuen sich, wenn sie mich sehen“, berichtet Detlef. „Und sie vermissen mich, wenn ich nicht da bin.“ Er sei sehr froh, die Zeitungen verkaufen zu können.
Mit jeder Spende und jedem Zeitungskauf kann man den Obdachlosen und Arbeitslosen helfen. Wenn Sie das nächste Mal vor einem Laden an einem FiftyFifty-Verkäufer vorbeikommen, begegnen Sie ihm mit Freundlichkeit und gehen Sie nicht achtlos an ihm vorbei!
Ann-Kathrin Meissner und Anna Gavasheli, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium