Seit über 100 Jahren gibt es Klassenfahrten, aber hat sich in dieser Zeit was geändert? Typischerweise fuhr man vor 60 Jahren zum Beispiel mit dem Fahrrad durch die Lüneburger Heide oder mit dem Zug in den Teutoburger Wald zum Herrmannsdenkmal.
Erika Rinke (Namen geändert) zu ihrem Ausflug in die Lüneburger Heide:
Frage: Sie waren 1952 drei Tage auf Klassenfahrt in der Lüneburger Heide. Was war das Spannendste für Sie damals?
Erika Rinke: Ich fand die Übernachtungen im Schafstall besonders spannend. Das Stroh pikste, und ich hatte Angst, dass mir eine Maus über den Körper lief. Außerdem empfand ich das Erlebnis in der Natur als besonders schön. Den ganzen Tag frische Luft, herrlich!
Fragen: Was gab es zu essen?
Erika Rinke: Wir hatten auf dem Fahrradanhänger viel Essen gelagert, wie zum Beispiel Äpfel und Brote.
Frage: Und was war mit den sanitären Anlagen?
Erika Rinke: Man ging hinter die Büsche und hat ein kleines Loch für die großen Geschäfte gegraben. Das war ebenso.
Gerda Schmitz aus Emden zu ihrem Ausflug zum Herrmannsdenkmal:
Frage: Wann war Ihre Klassenfahrt?
Gerda Schmitz: Das war 1953, wir blieben vier oder fünf Tage in der Jugendherberge.
Frage: Was hat Ihnen am besten gefallen?
Gerda Schmitz: Die Gemeinschaft in der Klasse. Es war schön, seine Kameradinnen auch mal außerhalb der Schule zu treffen.
Frage: Nur Kameradinnen…?
Gerda Schmitz: Ja, wir waren ein reines Mädchengymnasium. Mädchen und Jungen waren gut getrennt. Umso spannender war es, eine Jungenklasse in der Herberge zu treffen, auch wenn es nicht erlaubt war.
Frage: Und wie war das Essen in der Herberge?
Gerda Schmitz: Sehr gut. Alles hat geschmeckt und war nahrhaft.
Frage: Was haben Sie denn den Tag über gemacht?
Gerda Schmitz: Wir haben natürlich das Herrmannsdenkmal besucht und haben mit unserer Biolehrerin Ausflüge in die Natur gemacht. Dabei haben wir sehr viel gelernt. Das war eher planlos.
Frage: Gab es Probleme mit Alkohol oder Zigaretten?
Gerda Schmitz: Nein, bei uns hat niemand geraucht oder Alkohol getrunken. Das gab es einfach nicht. Und wie ist eine Klassenfahrt heutzutage?
Georg Berger: Heutzutage ist eine Klassenfahrt der achten Klasse etwa fünf Tage lang. Es wird alles vorher genau geplant. Es werden viele Ausflüge gemacht, wie zum Beispiel ins Schwimmbad, in den Zoo oder in ein Museum. Wir gehen weniger zu Fuß, aber dafür mieten wir einen Bus, wenn nötig. Das gemeinsame Erleben ist immer noch Hauptziel einer Klassenfahrt. Ausnahmen bleiben sicherlich singende Herbergseltern in der Jugendherberge in Hellenthal/Eifel oder ein kühles Fußbad im Rhein, wie bei einer Klassenfahrt von Helga Neumärker im Jahr 1955.
Georg Berger, Leverkusen, Werner-Heisenberg-Schule