Im Neuen Nierssee am Rand von Viersen mangelt es an Artenvielfalt, es fehlt an Struktur – aber Gitterboxen im Bodensee haben hierbei kleine Wunder bewirkt. Deshalb fahren Dr. Markus Eßer und Christian Kuchler eben dorthin, wo am Rand in fünf Meter Tiefe acht Gitterboxen im Rahmen eines Forschungsprojekts eingesetzt wurden.
Diese Gitterboxen sind bestückt mit Aufwuchsträgermatten aus Polypropylen vom sächsischen Textilforschungsinstitut, an denen sich Muscheln in Millionenzahl festgesetzt haben. Sie sollen zum Neuen Nierssee transportiert werden.
Dies geschieht im Rahmen der Aktion „Riffbau im Neuen Nierssee“. Die dafür erforderliche wasserrechtliche Genehmigung ist bereits erteilt.
Am 22. Oktober ging es endlich los: Die Fahrt ist lang, mit ihrem kleinen Lkw brettern sie 11,5 Stunden mit 85 Stundenkilometern über die Autobahn, Staus waren auch dabei. Um 23.30 Uhr erreichen sie das limnologische Institut in Konstanz. Vier Stunden Schlaf müssen reichen, dann beginnt um acht Uhr am nächsten Morgen die Bergungsaktion der Muschelkisten.
Das ist Schwerstarbeit, die nur geübte Taucher bewältigen können: Vier überdimensional große Jackets mit gewaltigem Auftrieb werden mit Karabinerhaken an den Kisten befestigt und mit Druckluft aufgeblasen. Nach einer Viertelstunde schwebt die erste der 250 Kilo schweren Kisten an die Wasseroberfläche, die anderen folgen in entsprechendem Abstand.
Auch das Verladen der Kisten auf den Lkw ist zeit- und kraftaufwendig. Um 15 Uhr sind alle endlich an Bord des Lkw verstaut. Danach müssen die Boote und die Tauchausrüstungen noch gereinigt werden, um 17 Uhr ist auch das erledigt.
Die Rückfahrt – zwei Tage später – zum Neuen Nierssee ist, weil diesmal ohne Stau, bereits nach neun Stunden beendet. Ab 20 Uhr werden die Kisten abgeladen. Um 23 Uhr stehen die Gitterboxen mit den textilen Aufwuchsträgern am Ufer des Sees. Ihre endgültige Position werden ihnen die Taucher am künstlichen Riff innerhalb der nächsten Tage verschaffen.
Christian Kuchler, Viersen, Erasmus-V.-Rotterdam-Gymnasium