In den Medien wird fast täglich darüber berichtet: Armut. Jeder hat schon einmal von den Problemen in Afrika gehört. Oder nach dem Erdbeben in Haiti wurde man immer wieder dazu aufgerufen, den Menschen zu helfen und etwas zu spenden. Aber auch in einer kleinen Stadt wie Viersen gibt es Hilfsbedürftige.
Manchmal sieht man Obdachlose in der Stadt oder Musikanten, die den ganzen Tag auf einem Instrument spielen. Und nur selten sieht man hilfsbereite Passanten, die den Musikanten ein Geldstück hinwerfen. Die meisten gehen an ihnen vorbei, ohne ihnen einen Blick zu schenken.
Allerdings gibt es viel mehr bedürftige Menschen als man denkt, wie Alleinerziehende, Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger. Gemeinsamer Zufluchtsort ist die Viersener Tafel an der Hohlstraße 46.
Seit dem 1. September 1997 hilft der gemeinnützige Verein diesen Menschen, indem er sie mit Lebensmitteln versorgt. Zurzeit besteht die Viersener Tafel aus 120 Mitgliedern, 62 helfen aktiv. Der größte Teil davon arbeitet ehrenamtlich.
Um halb drei kann man schon die lange Menschenschlange vor der Küche stehen sehen, denn den Bedürftigen werden von Montag bis Freitag noch verwertbare, überzählige und aussortierte Waren überreicht, welche mit Kühlfahrzeugen aus Viersen, Dülken und Süchteln von Supermärkten, Bäckereien oder Gemüsehändlern abgeholt werden.
Diese werden von den hilfsbereiten Mitarbeitern der Viersener Tafel noch einmal begutachtet, bevor sie verteilt werden. Dienstags von 14 Uhr bis 15.30 Uhr können sich Bedürftige dort sogar eine warme Mahlzeit holen, die in der vereinseigenen Küche zubereitet werden. Die Mittellosen müssen sich zunächst ausweisen und angeben, wie viele Personen in ihrem Haushalt leben. Je nach Familiengröße kann so bestimmt werden, welche Menge an Lebensmitteln verteilt wird.
Rund 80 Personen kommen täglich zur Tafel, mitunter auch Kinder. Luzia Witthake, die Vorsitzende der Viersener Tafel, erklärt: „Wir finanzieren uns allein durch Spendengelder.“ Außerdem sind die deutschen Tafeln nicht an Parteien oder Glaubensrichtungen gebunden und ermöglichen so, allen Menschen zu helfen.
„Mit der Zeit kommt man den Menschen näher. Man redet über Probleme und leitet manche dann an andere Hilfsorganisationen weiter. Hin und wieder tauschen wir auch Kochrezepte aus“, erzählt Luzia Witthake mit einem Lächeln im Gesicht.
Leider wächst die Zahl der Bedürftigen stetig. Gleichzeitig werden Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich auf dem Müll entsorgt. Deshalb sollte man vielleicht auch mal an den armen Bettler auf der Straße denken. Mit einer kleinen Spende kann man zum Wohl solcher Menschen beitragen.
Elena Willeboordse, Viersen, Erasmus-V.-Rotterdam-Gymnasium