Letzten Herbst habe wir uns gefragt: „Was ist das nächste Reiseziel? New York? Athen? Lissabon?“ Nein! Alles was wir für einen gelungenen Urlaub brauchen, finden wir hier in unserer Heimat. Und so haben wir uns auf den Weg Richtung Ostdeutschland begeben.
Von Theresa Stosch, Klasse 8a, St.-Ursula-Gymnasium Düsseldorf
Das erste Ziel unseres Roadtrips war unsere Hauptstadt: Berlin. Dort hatten wir uns ein schönes Apartment mitten im Geschehen gemietet. Am Tag unserer Ankunft war das „Festival of Lights“. Das ist ein weltweit bekanntes Fest in Berlin, bei dem die historischen Fassaden mit beeindruckenden Lichtinstallationen zum Leben erweckt werden. Bei einer Bootstour auf der Spree fauchten uns wilde Tiere an, Filmsequenzen wurden abgespielt und klassische Gemälde erstrahlten über ganzen Häuserblocks. Wir lernten eine völlig neue Seite von Berlin kennen. Nach der Bootstour besichtigten wir die Sehenswürdigkeit Nr. 1 in Berlin: das Brandenburger Tor. Tausende von Menschen beobachteten mit angehaltenem Atem, wie bunte Seifenblasen, Smileys und Dschungellandschaften auf dem Monument erschienen.
Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um eine Bekannte im Bundestag zu besuchen. Wir erhielten VIP-Pässe und eine private Führung. Mein Bruder und ich fühlten uns tatsächlich ein bisschen „prominent“. Aber auch als normaler Tourist sollte man sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Schon der Blick durch die Glaskuppel in den Plenarsaal mit dem großen Adler rechtfertigt die Anreise. Hier wird also Politik gemacht!
Nach einer kleinen Stärkung im Restaurant Borchardts ging es zu meinem Wunschprogrammpunkt: dem Berlin Dungeon. Das war nichts für schwache Nerven, sondern genau das Richtige für Leute, die den ultimativen Adrenalin-Kick suchen. Es wurde gezeigt, wie schrecklich das Leben in Berlin während der Pest war. Verschiedene Szenen wurden dargestellt: der Gerichtssaal, die Folterkammer und ein mittelalterlicher Operationssaal. Richtig gruselig! Am Ende konnte man im Freefalltower „abstürzen“. Aber dafür waren selbst meine Nerven zu schwach.
Am nächsten Tag ging es weiter. Nach anderthalb Stunden erreichten wir den Spreewald. Wir wohnten dort in einer gemütlichen Holzhütte direkt am Kanal. Das Besondere im Spreewald ist nämlich, dass es statt Straßen Hunderte von Kanälen gibt. Selbst die Post wird mit dem Boot ausgeliefert, ein bisschen wie in Venedig. Ganz früh trafen wir uns mit unserem Pensionswirt zu einer Kahnfahrt. Die Morgenstimmung war magisch. Nebel lag auf dem Wasser und Raureif brachte die Wiesen zum Glitzern. Durch völlige Stille glitten wir dahin. Der Pensionswirt manövrierte den Kahn mit einem großen Ruder durch die kleinsten Kanäle und erzählte dabei aus der Zeit vor dem Mauerfall. Das war Geschichte aus erster Hand. Aber auch auf uns warteten Aufgaben: es kam die erste Schleuse, und jetzt war Teamarbeit gefragt. Mein Bruder und ich mussten mit vereinten Kräften das Schleusentor hochkurbeln und danach geschickt wieder ins Boot zurückspringen. Gar nicht so einfach, aber ein spannendes und lustiges Erlebnis. Bei den folgenden Schleusen waren wir schon richtig routiniert.
Nach diesem Abenteuer machten wir uns auf in ein Freilichtmuseum in Lehde. Dort wurde gezeigt, wie die Menschen im Spreewald früher gelebt haben. Das ist auch für Kinder ein tolles Ziel, denn es gibt hier viele Aktivitäten. Man konnte Kühe melken, ein Gurkenfass besteigen und in den alten Häusern herumstöbern. Überall liefen Filme, die einen Einblick in den Alltag vor 200 Jahren boten. Besonders gefallen hat mir, dass alle dort sehr freundlich zu uns waren.
Zum Abschluss unseres Trips besuchten wir Dresden. Wir besichtigten das Grüne Gewölbe, in dem man ganze Säle voller Kostbarkeiten bestaunen konnte: ein Saal mit Bernstein, einer mit Kristall und am Ende der berühmte Staatsschatz mit Schmuck aller Art. Es gab eine informative Audiotour durch die ganze Ausstellung, die besonders kurzweilig war, weil man die Sprache auf „sächsisch“ einstellen konnte.
Am letzten Abend unserer Reise hatten wir noch etwas ganz Besonderes vor: wir machten uns schick und zwar nicht ohne Grund! Wir hatten Karten für die „Hochzeit des Figaro“ in der Semperoper. Das ist das schönste und festlichste Gebäude, in dem ich jemals war.
Ich habe selten einen so abwechslungsreichen Urlaub gemacht – und das fast vor unserer Haustür. Also: Warum in die Ferne schweifen…?