Lena Pruys hat ein Interview mit Feuerwehrmann Heinz-Bernd Witzke geführt.
Können Feuerwehrmänner genauso gut feiern wie sie löschen?
Witzke: Ja natürlich! (schmunzelt) Das gehört dazu.
Wie sind Sie denn zu Ihrem Job gekommen? War es schon ein Kindheitstraum oder haben Sie damit erst später begonnen?
Witzke: Mein Vater war in der Feuerwehr. Als meine Brüder in die Feuerwehr gegangen sind, habe ich gedacht, dass es auch was für mich ist. Somit bin ich durch die Familie an den Job gekommen, den ich jetzt schon seit 26 Jahren mache.
Wie läuft ein Einsatz denn ab? Hat es eine bestimmte Reihenfolge?
Witzke: (lacht) Die Alarmierung kommt über den Funkmeldeempfänger. Dann fährt man zum Feuerwehrhaus hin, meldet sich über Funkgerät und spricht die Leitstelle an. Die Leitstelle koordiniert den Einsatz. Von dort bekommen wir den Einsatzbefehl und somit wartet man, bis alle Kollegen bereit sind für die Abfahrt.
Was war das Schlimmste, was Sie in Ihrem Beruf je erlebt haben?
Witzke: (ernst) Vor 25 Jahren haben Kinder mit einer Panzermine am „Schwanenhof“ gespielt. Diese ist dann explodiert. Vier Kinder waren sofort tot, deren Körper waren total zerrissen. Die drei Kinder, die überlebt haben, wurden von uns aus dem Schrottberg geholt. Überall lagen Fleischbrocken und abgetrennte Gliedmaßen von den Opfern. Ich kann heute noch genau sagen, wo alles gelegen hat.
Also ist dies ein Unfall, den Sie nie richtig verarbeitet haben?
Witzke: Den hab ich heute noch nicht verdaut. Wenn ich dort vorbei fahre, denke ich sofort daran. Es ist nicht so, dass ich davon träume, aber es „verfolgt“ mich noch immer.
Ist das Verhältnis zu den Kollegen so gut, dass Sie nach dem Unfall mit ihnen darüber reden können?
Witzke: Grundsätzlich ist es so, dass wir bei schlimmen Unfällen alle noch einmal beisammen sitzen und über das Erlebte reden. Nach so etwas geht keiner einfach nach Hause. Es ist besser, mit den Leuten, die dabei waren, sich alles von der Seele zu reden.
Also ist das Verhältnis zwischen den Feuerwehrmännern mehr als nur beruflich?
Witzke: Man ist ein Feuerwehrmann und man ist ein Kumpel in der Gruppe. Egal, ob man mit einem weniger oder mehr zu tun hat, wird jeder akzeptiert. Wenn ich mit Atemschutzgerät in ein brennendes Haus laufe, muss ich dem Mann, mit dem ich da rein gehe, vertrauen können. Wir sagen immer: Wir gehen zusammen rein und kommen auch wieder zusammen raus. Niemand wird alleine gelassen. Insgesamt muss in der Feuerwehr ein starker Zusammenhalt sein.
Was ist der Anreiz, auch nach so langer Zeit, freiwillig in der Feuerwehr zu bleiben? Denn schließlich gibt es nicht nur positive Seiten.
Witzke: Für mich ist der Anreiz die Technik. Sie hat mich von Anfang an interessiert. Durch die neuen Techniken werde ich immer bei Laune gehalten. Natürlich auch, um den Menschen helfen zu können. Aber dieses ist immer im Unterbewusstsein. (schmunzelt)
Lena Pruys, Marina Stam, Nicole Reuvers, Lena Pruys, Kleve, Johanna-Sebus-Gymnasium