Ich hasse Arztbesuche! Der Horror fängt schon damit an, dass die Termine grundsätzlich die Pläne für den jeweiligen Tag durchkreuzen. Entweder ist schönstes Wetter und man ist eigentlich zum Fußball spielen verabredet. Oder man hat etwas anderes Wichtiges geplant, wie Klassenarbeiten vorbereiten oder Computer spielen.
Der „Hauptgewinn“ ist ein Termin in den Ferien um 8.30 Uhr. Eine Zeit, zu der jeder normale Mensch sich noch im Tiefschlaf befindet. In der Arztpraxis angekommen, muss man sich für die nächsten paar Stunden mit einem unbequemen Stuhl in einem stickigen Wartezimmer anfreunden. Man ist zusammengesperrt mit zig Leuten und schreienden Kleinkindern. Jedes Mal, wenn die Arzthelferin den Raum betritt, hoffe ich auf die erlösenden magischen Worte: „Jörn Kieling, bitte!“
Um die Zeit noch länger erscheinen zu lassen, als sie so schon ist, findet man auf den Tischen des Wartezimmers statt Sportzeitschriften nur stapelweise langweilige Gesundheitszeitschriften und Bilderbücher. Erst wenn das Wartezimmer gähnend leer ist, komme ich an die Reihe. Nun labert der Arzt mich mit Fachchinesisch voll und ich verstehe kein Wort. Wer weiß, was für eine mysteriöse Krankheit er gerade bei mir festgestellt hat. Die eigentliche Behandlung dauert nur wenige Sekunden. Zum Schluss reiße ich dem Arzt das Rezept aus der Hand und flüchte aus der Praxis.
Järn Kieling, Kleve, Johanna-Sebus-Gymnasium