Die Wilhelmine-Fliedner-Realschule (WFS) in Hilden hat einen eigenen Schulpfarrer. Warum ist so ein Amt notwendig? Das fragt sich der Schüler Vincent Heinze.
Wenn alles schief läuft, hat man an der WFS in Hilden die Möglichkeit, Pfarrer York Wolf ( 52) zu besuchen und ein offenes Gespräch mit ihm zu führen.
Die Aufgabe der Schulseelsorge ist dabei grundsätzlich keine andere als die der „normalen“ Seelsorge. Die Schüler können in einem vertrauensvollen Gespräch seelische Unterstützung finden. Es werden mögliche Lösungswege aufgezeigt, die den Betroffenen aus seiner Resignation herausholen können. Ganz wichtig ist, dass sich die Betroffenen buchstäblich alles von der Seele reden können und ihnen jemand zuhört. Allein das Reden über die Probleme führt bei vielen Schülern schon zu einer großen Erleichterung. Ein spezieller Vorteil der Schulseelsorge ist, dass diese als neutrale Ansprechstation zwischen Elternhaus und Schule dienen kann.
Trotz dieser positiven Aspekte ist die Zurückhaltung bei vielen Schülern noch recht groß. „Jugendliche trauen sich oft nicht, zur Seelsorge zu gehen; gerade Jungs warten zu lange“, weiß Schulpfarrer York Wolf zu berichten. Der Schüler Robin Presuhn (14) sagt jedoch: „Dass es an unserer Schule einen Seelsorger gibt, finde ich gut, weil man mit ihm über persönliche Dinge reden kann.“ Auf die Frage, ob er selbst zur Seelsorge gehen würde, antwortet er allerdings zögerlich: „Das weiß ich nicht so genau.“
„Ein Seelsorger ist sehr wichtig für die Psyche der Menschen“ bestätigt auch der 16-jährige Fliedner-Schüler Alexander Krummel, selbst hingehen würde er aber nur, um Informationen über den Beruf zu bekommen, der seiner Meinung nach eine große Zukunft hat.
Aber auch bei den Mädchen gibt es Hemmschwellen. So findet die Schülerin Sophie Brumberg (14) es zwar sehr wichtig, dass die Schüler zu einem Seelsorger gehen können. „Ich selbst würde aber nicht hingehen, weil ich das komisch finde, mit einem Fremden zu reden.“
Im Rahmen der Gespräche bestätigten sich die von Pfarrer Wolf in Bezug auf das Alter gemachten Feststellungen. Es wurde klar, dass die Erwachsenen grundsätzlich eine offenere Einstellung zum Thema Seelsorge an der Schule haben. Die Schulsekretärin Frau Siebenbach (45)beispielsweise findet es gut und wichtig, dass es diese Einrichtung an der Schule gibt, und sie sagt klar: „Wenn ich damals eine solche Möglichkeit gehabt hätte und ich einen Seelsorger gebraucht hätte, wäre ich auf jeden Fall hingegangen“.
Auch Frau Novaczyk (55), Lehrerin an der WFR, antwortete auf die Frage, ob sie selbst als Schülerin zu einem Seelsorger gegangen wäre: „Ja wäre ich, das wäre schön gewesen.“
Feststellen lässt sich, dass sehr viele Schüler der WFR gar nicht wissen, dass es an ihrer Schule einen Schulseelsorger gibt. „Man müsste mehr Reklame machen“, schlägt die Deutschlehrerin Nowazyk vor.
Vielleicht wäre es die Aufgabe der Schule, Ängste abzubauen, damit diese Einrichtung bei Bedarf genutzt wird.
Vincent Heinze, Hilden, Wilhelmine-Fliedner-Schule