Morgens auf dem Fahrrad – Bitte recht freundlich

Ein kalter Wintermorgen. Wir sind auf dem Weg zur Schule. Der Po friert am Sattel fest und in fünf Minuten beginnt unser Unterricht am Gymnasium Asternweg. An der Grundschule Meerkamp werden wir von zwei Polizisten, die im kuschelig warmen Auto mit Kaffee und frisch geschmierten Brötchen sitzen, durch die Lautsprechanlage angebrüllt: „Licht an!“ Wir erschrecken uns gewaltig, bremsen ruckartig und schlittern gefährlich auf der glatten Straße mit unseren Fahrrädern auf die Gegenfahrbahn. Ist das wirklich nötig?

Wer weiß, was hätte passieren können, wenn zum Beispiel ein Auto in der Nähe gewesen wäre und einen von uns erfasst hätte. Polizisten sind auch Pädagogen und es ist unverschämt, junge Menschen so auf ihre Fehler hinzuweisen. Nicht nur, dass die Polizisten mit ihrem warmen Kaffee im Auto sitzen und sich gerade mal die Mühe machen, die Lautsprecheranlage zu betätigen – es ist auch pädagogisch kaum wertvoll zu nennen.

Für die Grundschüler der Grundschule Meerkamp ist diese Art der Verkehrserziehung jedes Mal ein Spektakel. Sie stehen „gaffend“ am Zaun und gucken dem ganzen Geschehen zu. Man bedenke, dass die Aufmerksamkeit, die dadurch auf die Rad fahrenden Kinder gelenkt wird, für manche von ihnen ziemlich unangenehm ist. Jedoch für die Bewohner der umliegenden Häuser ist dies auch nicht gerade angenehm. Manche werden von dem lauten Angebrülle der Polizisten geweckt.

Natürlich ist es wichtig, wenn es morgens dunkel ist, das Licht am Fahrrad anzumachen. Es dient der Sicherheit. Doch man könnte auch anders darauf hinweisen und zwar sich an den Straßenrand stellen, die Fahrradfahrer persönlich anhalten und nett darauf ansprechen, dass sie vergessen haben, das Licht anzumachen – denn sonst geht es bei den meisten der angesprochenen Schüler links rein und rechts wieder raus. So ärgern wir uns nur über die Polizei.

Etwas mehr Freundlichkeit würde jede Menge Stress ersparen und das Verhältnis von Polizei und Schülern verbessern. Das wäre für alle sinnvoller.

Wir wollen am Ende noch mal deutlich machen, dass wir die Arbeit von den Polizisten schätzen, es jedoch unverschämt finden, wie sie ihre Pflicht tun. So wären wir beinahe zu spät gekommen, hatten einen mächtigen Schreck, schlotternde Knie und fast noch Ärger mit unserer Lehrerin Frau Willmann.

Laura Bayer und Henrike Kannen, Mänchengladbach, Franz-Meyers-Gymnasium