Jugendpsychiatrie – Portionierte Speisen und Sportverbot

In der Psychiatrie der LVR-Klinik in Süchteln werden essgestörte Patienten therapiert. Ein Tag auf der Station.

Das Licht ist viel zu hell für verschlafene Augen. „Aufstehen!“, ruft ein Betreuer. Die Jugendlichen der K6, einer Station der Kinder- und Jugendpsychiatrie der LVR Klinik in Süchteln, müssen jetzt zum Frühstück. Das Essen ist vorportioniert, weil die K6 für essgestörte Patienten und Patientinnen zuständig ist. „Die Betreuer müssen am Ende jeder Mahlzeit das Essen kontrollieren und aufschreiben, wie viel wir davon gegessen haben. Ich muss jetzt aber los zur Schule“, berichtet ein Junge.

Da diejenigen, die stationär behandelt werden, ihre Schule nicht besuchen können, unterrichtet sie die klinikeigene Schule. „Meist lernen wir selbstständig, wir suchen quasi aus, was wir lernen. Bei Fragen wendet man sich an den Lehrer. Es ist wie eine Hausaufgabenbetreuung“, erklärt ein Mädchen.
Nach dem Unterricht folgt das Mittagessen mit anschließender Mittagsruhe. In dieser Zeit sollen sich die Jugendlichen in ihren Zimmern aufhalten, um sich zu entspannen.

Danach gibt es Freizeit- und Therapieangebote. Je nach Absprache mit den Therapeuten wird entschieden, welche Therapien verpflichtend sind. Es gibt die Ergo-, Bewegungs-, Kunst-, Musik- und Gruppentherapie. „Mir wurde die Kunsttherapie verschrieben, ich find es eigentlich ganz schön, zu zeichnen. Leider haben wir keine Freizeitangebote, da es einige mit dem Sport übertreiben würden“, teilt eines der Mädchen mit einem halben Lächeln mit.

Patienten von temporären oder vollkommen geschlossenen Stationen dürfen nur in Begleitung eines Betreuers hinaus. Patienten von offenen Stationen können selbstbestimmt über das Klinikgelände laufen.  Am Wochenende können sie – je nach Fortschritt – nach Hause.

Gegen 18 Uhr wird gemeinsam das Abendbrot eingenommen. Danach geht es in den TV-Raum. „Wir müssen jeden Abend die Nachrichten gucken, weil man hier drinnen nicht wirklich etwas von der Außenwelt mitkriegt. Es könnte eine Atombombe explodieren und wir würden es nicht mitbekommen“, erklären zwei Jungen lachend.

Einmal wöchentlich findet die Jugendkonferenz (Juko) statt. In dieser sollen die Jugendlichen sich über positive und negative Veränderungen während ihres Aufenthaltes in der Klinik austauschen. Geleitet wird die Gruppenkonferenz von einem der Jugendlichen.

Gegen 22 Uhr ist Nachtruhe angesagt und die Jugendlichen finden sich in ihren Ein- oder Zweibettzimmern ein. So geht jeder Tag in der Jugendpsychiatrie zu Ende.
 

Alexandra Sander Hernandez, 8a, Franz-Meyers-Gymnasium Mänchengladbach