Bei einem Berufserkundungstag hat unsere Autorin einen Schultag an einer Grundschule miterlebt. Dabei hat sie erfahren, wie es sich anfühlt, vor einer Klasse zu sprechen. Und sie hat sich daran erinnert, wie ihre eigene Grundschulzeit verlaufen ist.
Als ich den Schulhof betrete, laufen lachende Kinder umher und ich -fühle mich wie eine Erwachsene zwischen den kleinen Mädchen und Jungen.
Nachdem der Gong zum Schulstart ertönt ist, gehe ich zum Lehrerzimmer meiner alten Grundschule, um meine Tante abzuholen, die an der Gemeinschaftsgrundschule Herren-hauser Straße unterrichtet. Es ist mein Berufserkundungstag, an dem ich mir den Beruf des Lehrers mal etwas genauer anschauen darf.
In der ersten Stunde laufen wir zusammen mit den evangelischen Kindern zum Gottesdienst im Gemeindehaus in der Donaustraße – meine Tante hinten und ich vorne, damit keiner der Viertklässler ver-loren geht.
Nach fünf Minuten haben wir das Ziel erreicht und alle setzen sich auf die vielen Stühle im großen Saal. Schon beginnt der kindgerecht gestaltete Gottesdienst, die Kleinen beteiligen sich und es wird oft gesungen. Sogar mir macht das viel Spaß.
Nach 45 Minuten gehen wir zum Schulgebäude zurück, in der zweiten Stunde steht Religion auf dem Stundenplan.
Ich bin gespannt auf die folgenden Unterrichtsstunden, doch weil viele Lehrer krank sind, dürfen die Kinder Freiarbeit machen. Das bedeutet, dass man sich Arbeitsblätter aus einem beliebigen Unterrichtsfach aussuchen darf. Ich gehe in der Klasse herum und helfe den Schülern, wenn es nötig ist. Schließlich klingelt es zur Pause, die Kinder essen eine Kleinigkeit, ziehen ihre Hausschuhe aus, ihre festen Schuhe an und rennen auf den Schulhof. Meine Tante und ich übernehmen die Pausenaufsicht.
Wir haben mehr zu tun, als ich erwartet hätte: kletternde Kinder aus den Bäumen rufen, Schüler aus unbeaufsichtigten Räumen holen und vor allem aufpassen, dass sich niemand verletzt. Die Pause vergeht schnell und wir gehen wieder zum Klassenraum der vierten Klasse, der ich heute zusehe. Ich setze mich neben das Pult. „Stell dich doch erst einmal richtig vor“, ermutigt mich meine Tante.
Also stelle ich mich vor die Klasse. Die neugierigen Blicke der Kinder durchbohren mich. „Ich heiße Rebecca, bin 13 Jahre alt, komme vom Konrad-Heresbach-Gymansium und schaue euch heute den ganzen Tag einmal zu.“ Es ist ein sehr komisches Gefühl für mich, weil ich es nicht gewohnt bin, vor der ganzen Klasse zu stehen und zu reden. Danach haben die Schüler Deutschunterricht und es geht um Fabeln. Auch dabei soll ich ihnen helfen und Fragen beantworten.
Nach dieser Stunde steht Sach-unter-richt an, es wird das Thema Deutschland und seine Bundesländer behandelt. Zuerst fragt meine Tante die Bundesländer ab. Die Kinder melden sich fleißig, was mich an meine eigene Grundschulzeit erinnert. Wenn einer etwas nicht weiß, ist das kein Problem, denn meine Tante pflegt immer zu sagen: „Man ist in der Schule, um zu lernen, und nicht, um schon alles zu wissen.“
Nach dieser Abfrage sollen die Schüler in Vierer- bis Fünfergruppen ein Spiel erfinden, bei dem man mit seiner Spielfigur ein Feld weiterrückt, wenn man eine Frage zum Thema Deutschland richtig beantwortet.
In der Gruppe, zu der ich mich setzen soll, ist schnell klar, wer was macht. Die zwei Mädchen erfinden die Fragen, die Jungen malen das Spielfeld in Form des Deutschlandumrisses. Auch hier greife ich ihnen unter die Arme. Aber ich muss immer daran denken, nicht zu viel zu helfen, weil die Kinder selber lernen sollen, in Gruppen zu arbeiten und sich zu konzentrieren. Diese Stunde vergeht ziemlich schnell.
Um wirklich alles über Berufe an der Schule herauszufinden, gehe ich für die letzten beiden Stunden ins sogenannte Stübchen. Dort können die Kinder nach dem Unterricht Zeit verbringen, bis sie nach Hause gehen. Zusammen basteln wir -Vögel aus Papier, vergnügen uns draußen, spielen Seilspringen und ich helfe ihnen bei den Hausauf-gaben. Hier sind dann nicht nur Viert-klässler, sondern Kinder aus allen Jahrgangsstufen dabei.
Während dieses aufschlussreichen Tages habe ich bemerkt, dass sich die Kinder im Vergleich zu meiner Grundschulzeit deutlich verändert haben. Nicht nur, dass sich ihre Sprache geändert hat, sie scheinen auch reifer als meine damaligen Klassenkameraden und ich. Es ist ein schöne Erfahrung, das Schulleben mal durch die Augen des Lehrers zu sehen
Rebecca Nolte, 8a, Konrad–Heresbach-Gymnasium Mettmann