Unsere Autorin hat vier Jahre lang in Durban eine Mädchenschule besucht. Dort wird besonders viel Wert auf gutes Benehmen gelegt.
Ich habe vier Jahre lang eine private Schule in Durban, an der Ostküste Südafrikas, besucht. Die Schule war nur für Mädchen. Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Südafrika noch normal, dass Mädchen und Jungen auf getrennte Schulen gehen, aber es gibt mittlerweile auch gemischte Schulen. Jetzt gehe ich seit Anfang des Schuljahres auf das Gymnasium am Moltkeplatz, in Krefeld. Obwohl es das Ziel beider Schulen ist, uns etwas beizubringen, gibt es sehr viele Unterschiede.
Meine Schule in Südafrika will den Schülerinnen nicht nur Zahlen und Buchstaben beibringen, sie möchte aus uns Ladies‘ machen. Ohne Manieren und Respekt kommt man da nicht sehr weit. Wenn man zum Beispiel einen Lehrer oder eine Lehrerin oder eine Zwölft-Klässlerin im Korridor sieht, muss man sie oder ihn grüßen, sonst kann man sogar im Büro des Schuldirektors landen. Es gibt eine Schuluniform, die alle Schülerinnen tragen müssen. Sie besteht aus schwarzen Lederschuhen, weißen Socken, einem grünem Kleid, einem grünen Blazer und einem weißem Hut. Für kältere Tage gibt es auch einen Pulli. Es gibt feste Anziehregeln: Die Socken müssen zwei Mal umgefaltet sein, das Kleid muss vier Finger über dem Knie enden und wenn man die Schuluniform außerhalb der Schule trägt, muss man den Hut tragen. Im Winter ist der Blazer auch Pflicht. Das kann manchmal problematisch werden, da es auch im Winter an manchen Tagen 25 Grad ist. Außerdem muss das Haar zusammen gebunden tragen und Schminke, Schmuck und Nagellack sind nicht erlaubt. Als ‚Schmuck‘ wird sogar ein Haargummi um das Handgelenk gezählt.
Die Schule geht vom Kindergarten bis zum Abitur und ist in vier Abschnitte aufgeteilt: den Kindergarten, von der ersten bis zur dritten Klasse, die ‚Junior Primary‘, von der vierten bis zur siebten Klasse, die ‚Senior Primary‘ und dann von der achten bis zur zwölften Klasse die ‚High School‘. Zweimal die Woche gibt es eine sogenannte ‚Assembly‘. Die ‚Assembly‘ ist eine Versammlung, an der alle der rund 800 Schülerinnen teilnehmen und sie dauert eine halbe Stunde. Sie fängt mit einem Gottesdienst an, bei dem alle mitsingen müssen, und am Ende werden relevante Themen diskutiert. Singen ist ein wichtiger Teil der Schule. An Ostern und Weihnachten werden spezielle Gottesdienste gehalten, bei denen der Schulchor, alle anderen Schülerinnen und sogar die Eltern der Schülerinnen mitsingen.
Die Schulgemeinschaft hat einen großen Stellenwert. Bis zur dritten Klasse werden die Schülerinnen motiviert hilfreich und freundlich zu sein, indem sie Auszeichnungen bekommen. Außerdem bekommen die Schülerinnen aus allen Klassen Urkunden und Pokale für akademische und sportliche Leistungen. Denn Sport ist neben gutem Benehmen auch wichtig. Kulturelle Veranstaltungen werden oft von den Schülerinnen organisiert. In der zwölften Klasse werden Schülerinnen ausgesucht, um sogenannte ‚Prefects‘ zu werden. Die ‚Prefects‘ sind dann für eine bestimmte Klasse zuständig, sie informieren die Klasse, wenn etwas passiert, sie führen die Klasse zur Versammlung und passen auf sie auf, wenn es Freistunden gibt.
Das Gemeinschaftsgefühl und der Stolz in der Schule zeigen sich auch bei Sportwettkämpfen gegen andere Schulen. Die ganze Schule feuert die Sportlerinnen mit Gesang und Geschrei an, meist so stark, dass sie am nächsten Morgen heiser sind. Der Schulunterricht ist auch anders als hier in Deutschland. Geographie und Geschichte sind eher auf Südafrika fokussiert. Der Sportunterricht findet entweder auf der Wiese barfuß oder im Swimmingpool statt. Jeder Schüler in Südafrika muss mindestens eine zweite afrikanische Sprache lernen. An meiner ehemaligen Schule wird Afrikaans, eine Sprache die hauptsächlich aus dem Niederländischen stammt, und Zulu, die aus der Region um Durban stammt, angeboten. Außerdem gibt es auch das Fach Theater.
Wegen der Hitze und den freilaufenden Affen bringen fast alle Mädchen ihr Pausenbrot in einer Kühltasche mit. Ein beliebter Aufenthaltsort ist die Schulbibliothek. Ausgestattet mit vielen Büchern, tiefen Fenstern und riesigen Kissen, ist sie wirklich ein gemütlicher Ort in der alten aus Holz und Stein gebauten Schule. Die Flure sind wunderschön, mit alten Holztreppenhäusern und mit Teppich ausgelegt. Und die Treppenhäuser und die Bibliothek haben hübsche, bunte bleiverglaste Fenster.
Die Schule hört sich bestimmt sehr streng an, aber wenn man sich an die Regeln hält, muss man sich vor nichts fürchten. Mädchen, die sich nicht daran halten, wird schnell der richtige Weg gezeigt. Das Schulsystem in Südafrika sorgt für viel Ordnung. Der einzige Nachteil ist, dass es dich nicht komplett für das Leben vorbereitet. Denn im echten Leben benehmen sich nicht alle Leute wie ‚Ladies‘ und ‚Gentleman‘ und man muss sich durchsetzen, um Erfolg zu haben.
Annika Brinkmann, 8b, Gymnasium Am Moltkeplatz