Bis zu ihrem 18. Lebensjahr sind für Kinder und Teenager regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen geplant. Gerade in jungen Jahren fürchten sich viele Kinder vor dem Arztbesuch, dabei ist der meist gar nicht so schlimm. Eine Reportage.
Es riecht nach Desinfektionsmittel. Weiße Stühle, weiße Tische und ein polierter Boden zieren den Raum. In der Kinderarztpraxis ist alles blitzeblank und sauber. Ein Mädchen, um die fünf Jahre alt, betritt mit ihrer Mutter die Praxis. Diese meldet sie am Empfang an: Melinda bekommt heute die U9-Untersuchung.
Für Kinder gibt es verschiedene Vorsorgeuntersuchungen, um sicherzustellen, dass sie sich gesundheitlich und geistig gut entwickeln, und um mittels einer Früherkennung eventuelle Erkrankungen zu diagnostizieren. Es fängt mit der U1 an, der Neugeborenenerstuntersuchung, und geht bis zu der U11. Bei Neugeborenen sind die Abstände zwischen den Vorsorgeuntersuchungen sehr kurz und werden, je älter die Kinder werden, länger.
Melinda und ihre Mutter müssen noch kurz im Wartezimmer Platz nehmen. Aber sie haben Glück, heute ist nicht viel los. Ein paar Minuten später schon kommt eine Frau in einem weißen Kittel und ruft ihren Namen auf. Zusammen gehen sie in ein Sprechzimmer, in dem der behandelnde Arzt sie erwartet. Dann erklärt er Melinda, worum es geht: „Du hast heute einen Termin für die nächste Vorsorgeuntersuchung. Dabei kann ich feststellen, ob du so entwickelt bist, wie es sich für ein Mädchen in deinem Alter gehört. Ich werde deine Reflexe testen, indem ich dir mit einem Hämmerchen gegen das Knie schlage, mit einem Wattestäbchen einen Abstrich machen und mit einem Stethoskop deine Bronchien abhöre. Außerdem muss ich dich messen, wiegen und dein Hör- und Sehvermögen testen. Was du nicht so oft bekommst, ist eine Impfung, die ist heute aber leider dran. Es tut nicht weh und du kannst dir auch aussuchen, ob du sie am Anfang oder am Ende haben willst.“ Er lächelt ihr zu und sie entscheidet sich dafür, die Impfung am Ende zu bekommen.
Es ist wichtig, dass die Kinder Vertrauen zum Arzt entwickeln, damit er ihnen helfen kann. Die meisten Ärzte reden viel mit den Kindern, um sie abzulenken, wenn sie beispielsweise eine Spritze bekommen. Weil ein Kinderarzt ein Kind oft die ersten acht Lebensjahre begleitet, kennt er seinen kleinen Patienten mit der Zeit ziemlich gut.
Melinda hat bisher alles gut überstanden. Jetzt ist das Impfen an der Reihe. Sie hat ein bisschen Angst und hält die Hand ihrer Mutter. Diese spricht ihrer Tochter gut zu. Währenddessen desinfiziert der Arzt die Stelle, an der Melinda die Impfspritze gesetzt werden soll. Fast jeder Kontakt von ungeschützten Personen mit einem Masern-erkrankten führt zu einer Ansteckung. Sogar auf mehrere Meter Entfernung ist das möglich. Bereits fünf Tage vor Auftreten des Hautausschlags sind Infizierte ansteckend. Deswegen ist es wichtig, dass der Arzt Melinda impft. Sie gegen Polio-Kinderlähmung – und Diphtherie zu impfen, ist nicht mehr nötig. Letzteres ist eine akute, ansteckende Infektionskrankheit, die durch eine Infektion der oberen Atemwege hervorgerufen wird.
Nun hat Melinda ihre Spritze bekommen. Es sei alles doch gar nicht so schlimm gewesen, sagt sie danach. Der Arzt begleitet Mutter und Tochter nun zur Tür. Dort steht eine Dose, die er Melinda gibt. Von früheren Besuchen kennt sie die Dose schon und lacht. Sie wühlt ein bisschen in der Dose herum, bevor sie die Hand herauszieht. Darin hält sie einen Radiergummi mit blauen Streifen. Viele Kinderärzte geben den Kindern zum Abschluss eine kleine Belohnung, damit sie sich während der Behandlung darauf freuen können und nach der Behandlung keine Angst vor der nächsten haben.
Bevor sie die Praxis verlassen, gehen Melinda und ihre Mutter noch zur Sprechstundenhilfe, die ihnen einen Termin für die nächste Vorsorgeuntersuchung gibt. Das nächste Mal muss Melinda aber nicht mehr geimpft werden.
Katharina Kock, 8a, Cornelius-Burgh-Gymnasium Erkelenz